Der Godfather of Britpop bewegt sich traumwandlerisch souverän zwischen Balladen und krachendem Blues.

Natürlich handelt es sich um eine immer wieder gern benutzt Floskel, das neueste Album als eines der Besten, wenn nicht gar das Beste zu bezeichnen. Was soll ein Musiker auch sonst sagen, vielleicht „… taugt diesmal nicht so viel …“, „ … ganz gut geworden …“ oder zur Abwechslung „… völlig daneben gegangen …“? Der britischen Presse gegenüber ging Paul Weller im Vorfeld zur Veröffentlichung soweit, SATURNS PATTERN als ein Werk mit Alleinstellungsmerkmal in seiner Diskografie zu bezeichnen, weil er es mit keinem anderen vergleichen könne. Und da sind in 28 Jahren, sei es als Teil von The Jam, The Style Council oder unter eigenem Namen ja so einige zusammen gekommen.

Das Phänomenale daran: Nur ein einziges Mal schaffte es der Modfather mit einem seiner Alben nicht in die UK-Charts, und zwar mit der Scheibe MODERNISM: A NEW DECADE von 1998, einem völlig missratenen Ausflug in den Deep House. Ansonsten pflastern Platin, Gold und Silber den Weg der Stil-Ikone, der auf SATURNS PATTERN so gut wie alles gelingt. Vor allem bereitet die Platte auch deshalb so viel Freude, weil der Sohn eines Boxers sehr weit ausholt und es gleich in dem Eröffnungssong „White Sky“ krachen und rocken lässt. Schon da tauchen psychedelische Vintage-Orgel-Sounds auf, die sich durch das komplette Album ziehen.

Mal hämmert das Piano wie in „Going My Way“, mal wagt sich Weller samt seiner Tour-Band und Gästen aus den Reihen der Psychedelic-Jazz-Formation Syd Arthur gar bis in den garagenrockenden Proto-Punk („Long Time“) vor. Paule macht den Iggy, herrlich!  Aber der Mann kann natürlich auch anders, und so fehlen weder eine große Portion Soul, noch Beat, ein bisschen Jazz oder Pop. Alles überragend aber ist der Song „In The Car…“, der verträumt beginnt und dann in eine wild stampfende Blues-Nummer mündet. So wird SATURNs PATTERN in seiner ganzen Vielfalt zu einem höchst gelungenen, immer wendungsreichen Rundumschlag.