Paul Weller
On Sunset
Polydor/Universal (VÖ: 3.7.)
Silberlocken-Soul: Paul Weller in guter Form.
Vor zehn Jahren nannte Paul Weller eine Platte WAKE UP THE NATION, danach sang er für Ex-Labour-Chef Jeremy Corbyn, vertrat TRUE MEANINGS und A KIND REVOLUTION. Weller war politisch „on fire“. Mit 62 startet er nun eine neue Phase, eines der zentralen Stücke auf ON SUNSET heißt „Village“, eine Provinzbeobachtung über Zufriedenheit als Lebensziel, dazu gibt es die Info, dass Weller nicht mehr trinke, auch die lässig getragene Kippe auf dem Albumcover von 2018 sieht man nirgends mehr.
AmazonWeller versucht auf ON SUNSET Tradition und Moderne zusammenzubringen. Und welche Musik eignet sich besser dafür als Soul? „Baptiste“ ist eine locker aus dem Ärmel geschüttelte Hommage an den Stax-Sound, „Earth Beat“ erinnert an Café-del-Mar-Banalitäten aus den frühen Nullerjahren, das deutlich stärkere „Mirrorball“ ist eine verwinkelte Sehnsuchtshymne an die Discokugel.
Was nervt, sind die Versuche, dem Album auf Teufel komm raus einen zeitgemäßen Klang zu geben: Weller baut Neo-R’n’B-Zwischenspiele ein, pappt digitale Effekte an die Tracks, sinnvoll ist das nicht. Der Song „Old Father Tyme“ zum Beispiel bringt eigentlich sehr schön Dylan und Blue-Eyed-Funk zusammen, leidet aber an den nutzlosen Soundtricksereien aus der Dose. Auf „More“ geht das Produktionskonzept besser auf: Weller klingt hier nicht nur wie Robbie Williams – er klingt sogar jünger als der Ex-Weltstar.