Patrick Wolf
Lupercalia
Hideout/Mercury/Universal VÖ: 17. Juni 2011
Der Meister der magischen Posen wagt sein größtes Experiment: ein experimentfreies Popalbum.
An dieser Stelle hätte schon längst eine Besprechung des Patrick-Wolf-Albums The Conquerer stehen sollen, zweiter Teil des Doppelalbumprojekts Battle, das 2009 mit dem ziemlich fantastischen, aber weitgehend unterschätzten The Bachelor begonnen hatte. Das nun stattdessen fertiggestellte Album Lupercalia hat noch viel mit dem ursprünglichen Konzept von The Conquerer zu tun (es sollte um die befreiende Kraft der Liebe gehen, die die Depression von The Bachelor überwindet), es verlässt aber den Überbau der Battle-Idee, ist nicht mehr Konzeptwerk, sondern: Popalbum. Die Experimentierfreude, die Wolf vier Alben lang ausgezeichnet hat, erscheint im Angesicht von Lupercalia rückblickend als musikalisches Übungsfeld, das zur Vorbereitung auf das große Album diente, das Lupercalia gerne wäre.
Die Mittel, die Wolf sich experimentell erschlossen und erarbeitet hat, werden erwachsen und abgeklärt und – ja, leider auch – kalkuliert in Stellung gebracht, um ein feistes, geschliffenes Popmonster ohne Widerhaken zu erschaffen, das ganz auf emotionale Überwältigung berechnet ist. Die elf Songs zeigen einen großen Songwriter am Gipfel seiner Möglichkeiten, es gibt wahrhaft riesige Momente wie in „The Future“ und auch (nachdem man zweimal schlucken musste ob der glattpolierten Oberfläche) der Single „The City“. Aber wie Pathos und Theatralik, die zuvor bei Wolf immer spannend gebrochen und hinterfragt wurden, hier zum Selbstzweck werden, hat seine schmierigen Momente. Ob die Tatsache, dass da mitnichten die Pferde durchgehen mit Wolf, sondern er das genau so meint und will, die Sache einfacher machen, sei mal dahingestellt.
Der Autor dieser Zeilen durfte sich für derartige Auslegungen schon vor Jahren in einem Interview mit dem Künstler abwatschen lassen: „Was ihr theatralisch nennt, ist ganz normal für mich. Es ist konservativ, Sachen theatralisch oder flamboyant zu nennen. Es ist nicht mein Problem, dass der Rest der Welt so langweilig ist.“ Nun, es ist auch nicht unser Problem, dass du gerade angefangen hast, langweilig zu werden, Patrick.
Key Tracks: „The City“, „Time Of My Life“