Patrick Watson
Wave
Domino/GoodToGo (VÖ: 18.10.)
Singer/Songwriter: Patrick Watson stellt sich der eigenen Verzweiflung – und produziert dabei sein bisher bestes Album.
Klimakrise, rechte Tendenzen, Trump – alles große Probleme. Sieht Patrick Watson sicherlich schon auch so. Sein neues Album WAVE beschäftigt sich allerdings dezidiert mit dem subjektiven Drama. Damit hat Watson aber auch genug zu tun. Das Schlagwort seiner letzten Jahre ist „Verlust“: Kürzlich verstarb die Mutter des Kanadiers, die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin scheiterte und Robbie Kuster, Drummer der ersten Stunde, verlässt die Band.
AmazonFür seine Mutter singt Watson an ihrem Grab bei der Beerdigung. Auf WAVE singt er für sich selbst: Er beschreibt den Wunsch, es würde sich alles doch nur um einen Albtraum handeln („Dream For Dreaming“), erzählt von dem Gefühl einer hereinbrechenden Welle („The Wave“) und bekennt, dass er auf der Reise durch sein Tal ein bisschen kaputt gegangen ist („Broken“).
Dabei klingt Watson einerseits wie immer – Singer- Songwriterelemente gepaart mit komplexen Kompositionen. Nur schafft er mehr Zugänglichkeit, was etwa sein letztes Album LOVE SONGS FOR ROBOTS (2015) vermissen ließ. Seinem Publikum lässt er so gar kein Entkommen mehr: WAVE ist unmittelbare Melancholie, die ungefilterte Momentaufnahme persönlicher Verzweiflung verteilt auf zehn intensive und wunderschöne Songs die seine Hörenden vollkommen vereinnahmen – und letztendlich auch Trost spenden.
Patrick Watson schließt sein sechstes Studioalbum nämlich mit Hoffnung: „Here Comes The River“ ist eine Ode an die eigene Stärke. Und an die Tatsache, dass in jedem Leid auch Schönheit steckt. Konsequenterweise ist das Album ja selbst auch Zeugnis dessen.