Patrick Wagner über The Jesus And Mary Chain
In dieser „Ausgegraben“-Rubrik besteht natürlich die Gefahr, in eine schmusige „Früher war alles besser“-Stimmung zu verfallen. Im Falle dieses letzten Studioalbums der
Jesus And Mary Chain
liegt der Fall anders. Ich bin erst kürzlich auf die Platte gestoßen und hab sie dann gekauft (Wow), weil eine unserer neuen Bands, Jolly Goods, ein Stück davon covern auf ihrem Debütalbum.Und obwohl
MUNKI
mit Sicherheit nicht das Jesus And Mary Chain-Meisterwerk ist, läuft das Album seitdem täglich im Büro. Das tolle an dieser Art von britischer Rock- bzw. Popmusik ist, dass sich die Band im Gegensatz zu den heutigen Epigonen nicht die geringste Mühe gibt, Pop zu sein, oder hitig, radiotauglich zu sein.Die Songs sind erstmal so da, zerfallen zwischendurch, haben Melodie, sind dicht am Krach und dann wieder wunderschön. So atmet jede Zeile Arroganz und Humor aus, nicht über gute Laune „Uhuhs Ahahs“, sondern über Nuancen, Weggelassenes, Nichtgespieltes und Nichtgesungenes und natürlich in Titeln wie „I Love Rock’n’Roll“ oder „Supertramp„… offensichtlichen Klauereien und einem Genöle mit Kölner-Dom-Hall drauf. Wunderbar.Kurz:
MUNKI
ist vielleicht eine der letzten Rock’n’Roll-Platten überhaupt. Und jetzt stelle man sich vor, wie ich durchgedreht wäre, wenn ich die noch großartigeren 80er-Alben besprochen hätte…Die Band ist übrigens wieder zusammen und tourte gerade in den USA mit Evan Dando und Black Rebel Motorcycle Club. Auf so ’nen „Früher war alles besser“-Abend wäre ich auch gerne gegangen.Patrick Wagner leitet seit drei Jahren mit seiner Frau Yvonne das Berliner Label
, bei dem Bands wie Jeans Team, Kissogram, Puppetmastaz, Naked Lunch, Navel und Jolly Goods erscheinen.
Patrick Wagner – 20.12.2007
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