Parenthetical Girls- Entanglements

Das, was Zac Pennington auf den vergangenen Alben der Parenthetical Girls geleistet hat, kann man entweder für prätentiöse Früh-Kryptik halten oder einfach als Vorhut dieser großen Oper begreifen, entanglements stürzt uns tief in die Verwirrung, die Pop im besten Falle sein soll: Ist das ein Queer-Pop-Statement, das sich von allen Rollenmodellen und sexuellen Gewissheiten verabschiedet, wie man das aus dem befreundeten Umfeld schon hören konnte, von Jamie Stewart (Xiu Xiu) etwa? In welcher Beziehung stehen die aktuellen Bandfotos dazu, auf denen Zac Pennington und Bandkollegin Rachael Jensen in ihren schicken, bluttriefenden weißen Kleidern posieren? Mit Verletzungen haben diese elf Songs der Band aus Portland sicherlich zu tun. Kaum je hat jemand die Entmannung des Rock’n’Roll so hinreißend exerziert, auf dem OP-Tisch bieten die Parenthetical Girls rasante Schnitttechniken, die komplett ohne die herkömmlichen Werkzeuge auskommen. Nur eine einzige Gitarrennote, so wird versprochen, sei hierzu finden. Selbst das, was Pennington mit den Streichern anstellt, hat nichts mehr mit den Geigen und Violinenarrangements der Folk- und Indie-Schickeria zu tun. Streicher, Xylophon und Pianos sind die Sound-Suppe, aus denen diese Songs erst geboren werden und wie Wirbelwinde hochschießen. Pennington hat den Schwung des Teen-Pop der 50er mitgenommen, erträgt Scott Walker im Herzen und die Idee des Disney-Musicals ins Hier und Heute fort, nur dass er da bei wie die Transvestitenversion von Julie Andrews in „Mary Poppins“ klingt- ein androgyner, flatterhafter Crooner, der sich in diesem ambitionierten Durcheinander mit jeder Minute mehr an sich selbst berauscht. Und ist man erst einmal beim tiefvioletten Cover von Michel Legrands „Windmills Of Your Mind“. möchte man gleich zum Beginn zurückstürzen, zu den Falsetto-Explosionen und zum grandiosen Serpentinen-Swing von „Four Words“. Vor dem Attribut „Schmalz“ muss sich entanclements indes nichtverstecken, tief im Bauch des Albums hören wir von emotionalen Beschädigungen, von Machtspielen und adoleszentem Sex, obendrauf spielt ein überschwängliches Orchester aus Queerasfolkhausen.

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