Pankow – The Art Of Gentle Revolution

Wie manch andere Rebellen der 8oer-Jahre hätten sich auch wohl die deutsch-italienischen Industrialpioniere Pankow nie träumen lassen, jemals etwas derart Spießiges wie ihren 25. Bandgeburtstag zu feiern. 2007 ist es so weit, und entgegen allen Erwartungen begehen die Kult-Elektroniker diesen Ehrentag nach allen Regeln der Kunst. So veröffentlichten sie jüngst nicht nurmit Great Minds Against Themselves Conspire ein überraschend gutes neues Album, sondern blicken mit der opulent ausgestatteten Box The Art Of Gentle Revolution gensslich auf ihre Anfangstage zurück. Dazu lässt Alex Spalck, nach einigen Jahren der Trennung wieder in den Schoß der Band zurückgekehrter Original-Sänger, in einem 80 Seiten umfassenden, „Pankow – The Movie“ betitelten Booklet, die Geschichte Pankows ausführlich Revue passieren. Für die musikalische Zusammenstellung zeichnet Maurizio FM Fasolo verantwortlich, der sich dabei auf die ersten drei Studioalben, das erste Livealbum sowie eine handvoll Raritäten konzentriert hat. Mit dem 1987 erschienenen Freiheit Für Die Sklaven, 4 Sterne, machten Pankow nicht nur erstmals über die Landesgrenzen hinaus auf sich aufmerksam, sondern setzen sich mit ihren harten Elektonikklängen und der deutsch-englischen Textmixtur mit einem Schlag an die Spitze der europäischen Industrialbewegung, neben Künstlern wie Front 242 und Nitzer Ebb. Wie für das Debütalbum, gewannen Pankow auch für das zwei Jahre später veröffentlichte Gisela, 3,5 Sterne, On-U-Sound-Labelbetreiber Adrian Sherwood, der den Mix der Platte übernahm. Wenngleich dem Zweitling nicht mehr die große Begeisterung des Debüts entgegenschlägt, zeigen sich Pankow songwriterisch gereifter und peppen ihren Industrialsound erstmals mit einigen feineren Klangspielereien auf. Von diesen ist auf dem zusammengeschnittenen, bei Konzerten in der Bundesrepublik, der DDR und den USA aufgezeichneten Livealbum Omne Animal Triste Post Coitum, 3 Sterne, allerdings nicht mehr viel zu hören. Nicht nur aufgrund der Coverversion des DAF-Songs „Der Mussolini“ taugt dieses trotzdem als hervorragendes Dokument früher Elektronik-Livekultur. Den Abschluss des ersten Kapitels der Bandgeschichte bildet schließlich das Album Treue Hunde, 4 Sterne nach dessen Fertigstellung sich Alex Spalck in Richtung Australien verabschiedete. Dass dieses zu den umstrittensten Alben der Band zählt, lässt sich auch heute noch gut nachvollziehen: Die Verwässerung brachialer Elektronik durch NDW, Deutschpunk und fast progressive Klänge und sanftere Töne stößt so manchen Alt-Fan vor den Kopf, macht das 1992 auf den Markt gekommene Werk aber rückblickend zu einem der interessantesten der Band. Anhänger der klassischeren Stücke dürften sich nun vor allem über die Bonus-CD, 5 Sterne, dieser großartigen Zusammenstellung erfreuen, finden sich auf dieser doch die lange gesuchten Tracks der im Jahr 1989 in einer Auflage von gerade mal 100 Exemplaren erschienen 12-Inch „69sixtynine69“.

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