Painkiller – 50th Birthday Celebration Vol. 12

Man kann sich bei dieser Live-Aufnahme richtig vorstellen, wie die Luft am 6. September 2003 im New Yorker Tonic-Club gebrannt hat. Wie John Zorn in seinen Military-Hosen wie angestochen die Backen aufblies, während dem Sangeskumpel Mike Patton die Adern anschwollen und es nur eine Frage der Zeit gewesen sein muß, wann seine Stimmbänder denn nun platzen werden. Und im Hintergrund zog Bill Laswell im Zusammenspiel mit Drummer Hamid Drake stoisch seine fettLeibig-spacigen Baß-Runden, ohne dabei wahrscheinlich nur eine Miene zu verziehen. Was sich da an jenem Abend zusammenbraute, waraber nicht etwa eine nostalgische Wiederbelebung von jenem Trio des Mutti-Avantgardisten John Zorn, dessen Name schon immer Programm war: Painkiller. Obwohl jetzt Drake den Platz von Ex-Napalm-Death-Schlagzeuger Mick Harris eingenommen hatte, knallten alle Sicherungen so durch, wie man es von Zorns High-Energy-Trash-Punk-Jazz-Kultband kennt. Da schleudert Zorn aus seinem unschuldigen Alt-Saxophon infernalische Tonsäulen heraus, die kurzerhand wieder zerhackt werden. Special-Guest Mike Patton schreit und heult und hechelt um sein Leben, bevor er per Vocoder erst Galle spuckt, um schließlich in die Hochfrequenz-Bereiche vorzustoßen, die man eigentlich nurvom tiefangesetzten Zahnarzt-Bohrer her kennt. Doch bei aller herzerfrischend kompromißlosen, experimentellen Intensität, die in den Stücken steckt, sickert dank Laswell und des exzellent leichthändigen Drake stets ein enorm rockiger Voodoo-Groove durch. Was den SpaßFaktor dieses etwas anderen Ständchens nur erhöht, das Zorn sich zu seinem 50. Geburtstag da gönnte – das aber nur ein Teil einer dreißigtägigen Non-Stop-Birthday-Party war. Einen ganzen Monat lang stand er da jeden Abend auf der Bühne, um mit den Musikern seiner unterschiedlichen Projekte abzufeiern. Ob er danach unters Sauerstoffzelt mußte, ist nicht überliefert. Aber allein nach dem Painkiller-Mitschnitt zu urteilen, müssen gegen sein Saxophonspiel die Posaunen von Jericho nur eine schlappe Blaskapelle gewesen sein.

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