Oliver Maria Schmitt – Anarchoshmtzel schrieen sie

Ein „Punkroman für die besseren Kreise“ soll es sein, doch herausgekommen ist eine weitere Variation des Themas „Blues Brothers“. Will helfen: Band soll sich nach vielen Jahren noch einmal zusammenfinden und erlebt dabei allerlei Abenteuer. Nur sind die beteiligten Charaktere keine Musiker, sondern mehr oder minder bourgeoise Jammergestalten, die schon vor über 20 Jahren am Punk in der baden-württembergischen Provinz gescheitert waren. Ein nicht übermäßig origineller Plot, dem Oliver Maria Schmitt allerdings den einen oder anderen drolligen Aspekt abgewinnen möchte. Was ihm bisweilen sogar gelingt, wenn er etwa den Business-Sprech des ehemaligen Bassisten und jetzigen Immobilienmaklers aufs Korn nimmt, der, mit hohem Arschloch-Quotienten gesegnet, von „integrierten Lösungen“ und „synergetischen Konzepten für dynamische Wochstumskonzeptionen“ faselt, „und zwar umfassend“. Doch letztlich wirkt Schmitts permanentes Ringen um Wortwitz allzu angestrengt, man fühlt sich in den dunkleren Momenten gar an jene Sorte erwachsener Menschen erinnert, die mittels kumpeligem „Jugendjargon“ – oder was sie dafür halten – um Sympathie bei den Nachgeborenen buhlen. Und einen Satz wie „Bis beute habe ich eine merkwürdige Schwäche für Punkmusik, weit sie wenig, fast nichts mit Können zu tun hat, dafür aber viel mit Attitüde und Lebendigkeit“, den will man nun wirklich nicht mehr lesen müssen.