Okkervil River

The Stand Ins

Ergänzung zum großen letzten Album: noch mehr belesener IndieFolk-Rock. Zusammen wird ein Doppelalbum draus.

Kein Jahr ist es her, da veröffentlichten Okkervil River ihr bislang schönstes Album The stage names. Schon der Titel der vorliegenden Platte deutet die Verwandschaft beider Alben an und führt die Studententheater-Metaphorik fort: nach den „Bühnennamen“ nun also die „Lichtdoubles“. Entsprechend sollte man mit dieser neuen Platte der Indie-Bücherwürmer um den bebrillten Will Sheff also auch umgehen; The stand ins ist ein Weiterdenken von the stage names. Auf „Stand Ins One“ dem ersten von drei Instrumentals auf dem Album, folgt das umwerfende, vor angeknackster Romantik triefende „Lost Coastlines“, das etwas langsamer gespielt auch von den Everly Brothers stammen könnte. Ein früher Höhepunkt, den das Album leider nicht mehr toppen kann. Was nicht heißt, dass der Rest schwach wäre: „Singer Songwriter“, ein fideler Neo-Country-Song, singt das Lied einer verkorksten amerikanischen Familie, deren Geschichte man gerne mal von Wes Anderson verfilmt sähe. Mit dem Motown-esken „StarryStairs“ kippt die Platte dann zu schwereren Stücken, was insofern schön ist, als sich hier zeigt, dass Okkervil River The stand ins als Album mit eigener Dramaturgie und nicht lediglich als Songsammlung betrachten. Auch toll: „Calling And Not Calling My Ex“, an dem sich bestens zeigt, wie sich bei dieser tollen Band Musik und Text spiegeln und brechen. Die Platte ist ein Sonderfall der Musikgeschichte: ein Doppelalbum, das Gott sei Dank keines ist. Schließlich werden Alben nach Jahren der 70-Minuten-CD-Exzesse in letzter Zeit aus gutem Grund wieder kürzer. So sitzen die beiden Platten von Okkervil River wie ein Geschwisterpaar nebeneinander. Zwei ernste, wenngleich nicht humorlose, aber etwas zynische Brüder mit ungekämmtem Haar und Künstlerflausen im Kopf. Man darf gespannt sein, wie sich diese Familie weiterentwickelt.

VÖ: 12.9.

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