$oho Bani
EIN SCHRITT UND ICH FALL
Epic/Sony (VÖ: 11.10.)
Das kommt raus, wenn man die „Tagesschau“ guckt: Rap aus den Eingeweiden der sogenannten Jugend von heute.
Erst mal ist es ja schön zu erfahren, dass die jungen Leute noch Öffentlich-Rechtliches gucken: „Ich sag, Tagesschau macht mich fertig“, rappt $oho Bani, denn was er da sieht, ist nicht gerade aufbauend: „Leute die ficken unsere Zukunft, sind fast schon tot.“ Die Folge: „In meinem Kopf ist Chaos.“ Lange schon nicht mehr wurde der Stand der jugendlichen Dinge so treffend zusammengefasst wie im Song „Philippe Petit“ im Speziellen und auf $oho Banis fünftem Album EIN SCHRITT UND ICH FALL im Allgemeinen.
$oho Bani ist als Felix von Heymann groß geworden im Berliner Wedding, nicht weit weg vom Märkischen Viertel, dessen Wohnblocks einst Sido auf die bundesdeutsche Landkarte setzte. Auch $oho Bani berichtet, eher singend als wirklich rappend, aus seinem Block, auch diese „Block Therapie“ führt nirgendwo hin, sondern legt nur offen, dass das, was man so gemeinhin als die Jugend von heute bezeichnet, sich nur noch mit Drogen betäubt oder mit digitalem Sex („Wer sonst“). Die allgemein grassierende, von Long-Covid, Rechtsruck und gesellschaftlicher Perspektivlosigkeit befeuerte Wut und Hoffnungslosigkeit bringt er über einem bollernden Sound, der von Trap und Techno ebenso viel gelernt hat wie von Punk, nicht nur in „Jonglieren“ auf den Punkt: „Ich glaub, ich kann nur verlieren.“
Auf sich aufmerksam gemacht hat $oho Bani mit „Zeit, das sich was dreht“, das auf einem Sample von Herbert Grönemeyers WM-2006-Song aufbaut, zur Nummer eins der deutschen Single-Charts wurde – und vor allem zur Hymne einer desillusionierten Generation, die fordert, dass die Alten endlich abtreten. Der Song steht am Ende von EIN SCHRITT UND ICH FALL und macht dann doch Hoffnung, dass auf den Fall doch noch ein Schritt nach vorn folgt.
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