Oehl
LIEBEN WIR
Grönland/Rough Trade (VÖ: 14.3.)
Nuschelrock, der einem Sorgenfalten von der Stirn streichelt.
„Werte Leser:innen, ich empfehle das Hören mit gespitzten Ohren“, schrieb ME-Kollege Martin Schüler über das zweite Oehl-Album KEINE BLUMEN (2022). Damit war nicht nur die Tiefe der (tollen!) Texte gemeint, sondern auch die etwas verschwommene Stimme von Songschreiber und Sänger Ariel Oehl, die ebendiese Texte verberge.
Oehl weiß anscheinend um diese Charakteristik seines Sounds und gab einer Konzertreise 2024 den inoffiziellen Titel „Nuschelrock Era Tour“. Auch LIEBEN WIR tupft sich auf liebevollste Art in die Gehörgänge: Das „Intro“ wäre in einer gerechten Welt unser aller morgendlicher Aufwach-Song, direkt danach streichelt einem das wirklich sehr schöne „Weltenuntergang“ (ein Duett mit der Münchner Musikerin Ami Warning) die Sorgenfalten von der Stirn.
Oehl versteht die Kunst, innerhalb eines Songs alle Räume zu nutzen, ohne das Ganze zu überfrachten: Hier spielt der Bass einen kleinen Fill, dort wird das Kinderlied „Auf der Mauer, auf der Lauer“ zitiert, dazwischen tritt jemand aufs Fuzz-Pedal. Und wenn man gut hinhört, schnappt man wieder diese tollen Oehl-Zeilen auf: „Der Junge, in den ich in der Schule verliebt war, hat mich auf Facebook gefunden / Und gleich angeschrieben und mich zu seiner Hochzeit eingeladen.“ Wie die Story weitergeht? Einfach dieses Album hören – ich empfehle es, liebe Leser:innen!
Welche Alben im März 2025 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.