Oceania :: Wrasse Records/EMI

Rock: Es ist egal, aber …

Billy Corgan wird viel Unsinn vorgeworfen: Dass die Smashing Pumpkins seit Mellon Collie And The Infinite Sadness aus dem Jahr 1995 kein gutes Album mehr veröffentlicht hätten (stimmt nicht, Machina war besser, Zeitgeist auch); dass die Singles schwach geworden sind (falsch: „G.L.O.W.“ und „Freak“ waren zuletzt echte Killer). Was man Corgan jedoch leider immer noch vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass er den Schlagzeuger Jimmy Chamberlin erneut vergrault hat. Wie kein zweites Sänger-Schlagzeuger-Gespann funktionierten sie perfekt mit Schlag fast auf Stimme – mal galoppierte der eine voran, dann setzte der andere den Takt, die beiden spielten Katz und Maus. Es war eine einzigartige Kombination. Jetzt hat Billy Corgan mittlerweile drei Nobodys in seiner Band. Und irgendwie bekommt man das Gefühl, er singt vor sich hin, weil ihn keiner mehr zu irgendetwas drängt („Quasar“, „Wildflower“). Was schade ist. Das hier versammelte Material, vor allem „Panopticon“, hätte mit Jimmy Chamberlin in der Band und einem wuchtigeren Sound durchaus sehr gut werden können. Generell werden ja die Smashing Pumpkins als Metal-Band bis heute unterschätzt. Hier gibt es aber leider wieder zu viel Mellon Collie-Kleinkünstelei, erneut allerlei exotische Arrangements, Umbauten innerhalb eines Lieds, zwischendrin sogar U2-Gitarren („Pinwheels“). Billy Corgan hätte vielleicht lieber etwas mehr Led Zeppelin hören oder sich ein zweites Mal durch den Kopf gehen lassen sollen, ob er wirklich Keyboard-Streicher benutzen soll, die wie aus dem Computer klingen. Beim nächsten Mal mehr Härte, bitte.

Key Tracks: „Panopticon“, „My Love Is Winter“, „Oceania“

Sassan Niasseri

Interview S. 20