Niobe :: The Cclose Calll
Tomlab/Indigo
Hier wird heftig mit alten Kreiden gekritzelt: Ein elektronisch dekonstruiertes Pop-Album in den Texturen von Rockabilly, Garagen-Rock und Jazz.
Alles ausgemalt. Wüst schraffiert mit Texturen aus alten B-Movies, die nach der Hälfte der Zeit ins Hollywoodeske wegdrehen oder doch ein Ausschnitt aus dem Leben von Alan Vegas Suicide waren. Mit den neuen Tracks katapultiert Yvonne Cornelius alias Niobe uns in ein paar Parallelwelten, die gerade wieder in den Pop-Blogs des Jetzt Beachtung finden. Einem Album wie The Cclose Calll deshalb Berechnung zu unterstellen, wäre etwas zu einfach; in diesen knapp 40 Minuten trifft sich der gerade mal auf Fifties und Rock’n’Roll schielende Zeitgeist mehr zufällig mit den privaten Obsessionen der Musikerin. Frau Cornelius erzählt, wie das eigene Leben auch hätte werden können, wenn es nicht Niobe hervorgebracht hätte (denn Niobe-Platten klangen bisher durchaus etwas anders). Wir notieren eine Rockabilly-Höllenfahrt mit Grace Slick am Steuer („The Stillness“), den Stalker-Terror tief hinten aus der Rock-Garage („Stop! You Send For Me“) und diese kleine Ewigkeit in den Trümmern des Jazz, begleitet von der männlich getarnten Stimme der Sängerin („Does He Gallop O Walk“). Das Offensive, öfter mal Schamlose in der Stimme der Cornelius zieht auch diese vom zerstückelten Dada-Pop-Frühwerk ein Stück entfernten Tracks in die dekonstruierte Welt von Niobe. Dort wird gerade heftig mit alten Kreiden gekritzelt.
Key Tracks: „The Stillness“, „Stop! You Send For Me“, „Walk Walk“
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