Nightlife

Wenn dereinst unsere Enkelkinder daherkommen und fragen: Sag mal, Opa, was war das eigentlich für eine seltsame Generation damals, die außer Wirtschaft und Wachstum nichts im Kopf und außer Arbeit und Fun nichts zu tun hatte? Was sagen wir dann? Wir sagen nichts, denn es wird keine Worte geben, um das zu beschreiben, was sich um die Jahrtausendwende in den (mangels neuem Schlagwort weiterhin:] westlichen Gesellschaften tat, als man von dem seltsamen Glauben besessen war, alles wirtschaftlich organisieren zu müssen/können und das private Lebensresidual in einer Art überkandideltem Akkord-Fließband-Hedonismus in die Luft sprengte. Wir ziehen stattdessen ein Buch hervor, indem zwar von Aspekt eins (Wirtschaft/Arbeit) nichts oder nur indirekte Spuren zu finden sind, Aspekt zwei (Abfeiern) dagegen so treffend, deutlich und beeindruckend dokumentiert und zugleich beschrieben ist, wie das nur geht und nötig ist – zwischen Hysterie und Überdruss, Gleichschaltung und Vereinzelung. Masse und Mitläufer, Toben und Erschöpfung, Spaß und Verzweiflung, grellen Farbexplosionen und der gräulich-greulichen Düsternis des Nichts ist hierin handlichem Format alles, was man dazumal dereinst in den genormten und gleichzeitig wild wuchernden Metropolen „Nightlife“ nannte, enthalten. Unsere Enkelkinder werden es durchblättern, dann mit offenen Mündern stumm dastehen, zutiefst beeindruckt, höchst erschrocken, gänzlich befremdet und seltsam hypnotisiert; und dann werden sie fragen: Und das habt ihr Leben genannt? Wir waren das nicht, werden wir sagen. Das waren die anderen. Und dabei erröten wir, mit einem leichten Ziehen im Bauch …