Nicolas Jaar
Cenizas
Other People/Rough Trade (VÖ: 27.3.)
Das Elektronik-Wunderkind der 10er-Jahre operiert mehr und mehr in den Grenzbereichen der experimentellen Musik.
Vergangenen Monat überraschte Nicolas Jaar mit der Über-Nacht-Veröffentlichung des zweiten Albums 2017–2019 seines tendenziell Dance-orientierten Projekts Against All Logic. Und jetzt legt der Produzent, DJ und Labelchef ein neues Album unter seinem eigenen Namen nach, sein drittes „reguläres“, wenn man Soundtracks und LP-gewordene EP-Tracks nicht gelten lassen will.
Das, was Jaar in den Jahren 2017 bis 2019 für CENIZAS (Spanisch für „Asche“) aufgenommen hat, bestätigt die These von ihm als einem der wichtigsten Neuerer der (nicht nur elektronischen) Musik. Vorher ist Jaar von der sicheren Basis einer wie auch immer gearteten zeitgenössischen elektronischen Musik in die diversen Grenzbereiche aufgebrochen, wie es aussieht, operiert er nun nur noch in den Grenzbereichen. Hier setzt er das fort, was die „Nymphs“-EP-Serie und sein zweites Album SIRENS von 2016 mehr als nur angedeutet haben.
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Es ist ein kaleidoskopartiger Mix aus Stilen und Versatzstücken, deren einzige Gemeinsamkeit ihre Andersartigkeit ist. Nach der Eröffnung, einem Track, der als Neue Musik bezeichnet werden darf, gibt es ambientartige, introspektive Instrumentals, eine Art Saxofon-Etüde, Velvet-Underground-Mantra-Rock, ein domestiziertes Noise-Monster, Minimal-Electronic mit Free-Jazz-Saxofon, eine Klavier-Miniatur. Und zum Abschluss kommt mit „Faith Made Of Silk“ ein Track, der genau so auch auf Jaars Debütalbum SPACE IS ONLY NOISE gepasst hätte. Hübsche Ironie.