Neu auf DVD: Magic Magic & Crystal Fairy :: Regie: Sebastián Silva
Michael Cera hat weit mehr drauf als nur den liebenswerten Loser.
Michael Cera hat es nicht leicht. Seit seinem ersten großen Part – der schüchterne George Michael Bluth in „Arrested Developement“ – über den Durchbruch an Seite von Jonah Hill in „Superbad“ bis hin zu neueren Indie-Komödien erhielt der immer etwas milchbubihaft wirkende Schauspieler meist Rollen als sozial unbeholfener aber liebenswerter Loser. Dass Cera sehr selbstironisch mit diesem Image umzugehen weiß, zeigte er zuletzt in der Apokalypse-Komödie „This Is The End“, in der er sich selbst als zugekokster Promi- Rüpel spielt.
Jetzt hat der Chilene Sebastián Silva (der in gleich zwei Filmen mit einigen der derzeit aufregendsten englischsprachigen Jungdarstellern experimentiert) ihn komplett gegen den Strich besetzt. In „Crystal Fairy“ tritt Cera als unleidlicher US-Tourist Jamie auf, der psychedelische Erfahrungen mit dem magischen San-Pedro-Kaktus sammeln will. Gaby Hoffmann als New-Age-Hippiedame Crystal sorgt mit ihrer freigeistigen Art jedoch für Irritation, der geplante Drogentrip wird von schlechten Vibes begleitet.
Als Nebenprojekt ad hoc während der Vorbereitungen zum Horrordrama „Magic Magic“ entstanden, kann „Crystal Fairy“ dank starker Darsteller überzeugen – und ist glücklicherweise eher Selbstfi ndungs- Dramödie als der im deutschen Zusatztitel „ Hangover in Chile“ implizierte Schenkelklopferklamauk. Auch in „ Magic Magic“ entlockt Silva seinem jungen Ensemble Höchstleistungen. Cera glänzt als schleimiger Widerling Brink, der als Teil einer Freundesgruppe die ängstliche Ami-Touristin Alicia (großartig: Juno Temple) zum entspannten Wochenende auf eine abgelegene Insel begleitet. Doch als Alicias Cousine Sarah (Emily Browning) abreist, kippt die Stimmung ins Bedrohliche. Die beklemmende Psycho-Horrorstory wartet zwar mit einem etwas unbefriedigenden dritten Akt auf, überzeugt jedoch mit pechschwarzem Humor und tollen Bildern.
Gleichzeitig untermauern „Magic Magic“ und „Crystal Fairy“ Sebastián Silvas Talent, in Sachen Publikumserwartung, Darstellerwahl und Genreklischees Neues auszuprobieren. Denn wer es schafft, gleich zwei Mal ungeahnt stachelige Seiten am sonst so grundsympathischen Cera herauszuarbeiten, dem ist in Zukunft noch weit mehr zuzutrauen.
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