Nell Smith
ANXIOUS
Bella Union/Rough Trade (VÖ: 11.4.)
Das posthume Solodebüt der Singer/Songwriterin schwelgt im Altpop der 1990er-Jahre.

„I wanna make a song like David Byrne“, singt Nell Smith in „Anxious“, dem Titeltrack dieses Albums. Das Stück klingt dabei gar nicht nach David Byrne. Eher treffen 1990er-Alternative-Sounds – denken Sie an die Flaming Lips, mit denen Nell Smith 2022, damals gerade 14 Jahre alt, das Nick-Cave-Coveralbum WHERE THE VIADUCT LOOMS aufnahm – auf den modernen Slackerpop von Soccer Mommy oder Beabadoobee. Anschließend wird das Ganze allerdings noch einmal durch ein sanftes Psychedelic-Bad gezogen.
Damit setzt der Song den Ton für ein Album, das in seiner Unverbindlichkeit wie ein Notizenbündel aus Smiths Leben daherkommt. Da ist das kleine Lo-Fi-Stück „Bubba“, eine Würdigung an einen verstorbenen Freund. Die verschiedenen Schichten der Musik scheinen hier übereinander zu liegen wie warmes und kaltes Wasser in einem See. Da läuft der „Boy In A Bubble“ über einer kleinen Melodie aus dem Plastikkeyboard – gemeint ist mit dem Titel natürlich Freund und Mentor Wayne Coyne. Und da ist das schwelgerische „Split In The Sky“, in dem Smith zu einer Art modernen Barockpop davon erzählt, wie sie die Sterne ausmalt.
Nell Smith kam im vergangenen Herbst im Alter von 17 Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Zuvor hatte sie einen Plattenvertrag bei Simon Raymondes Bella Union unterschrieben. Mag sein, dass das Unfertige, das Unmittelbare, dass diese Songs umweht, schlicht daher rührt, dass sie nur eine Session in deren Brightoner Studios wahrnehmen konnte. Schöner ist die Vorstellung, dass diese Musik genau so klingen sollte.
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