Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune :: Loss Mas Bleibm

Trikont/Indigo

(Austro)-Pop: different shades of black. Das dritte Album der Wiener enthält sich auf bewährte Art und Weise jedes Optimismus.

In den 80er-Jahren drehte Peter Hajek den hervorragenden ORF-Sechsteiler „Mozart & Meisel“. Einer der beiden namensgebenden Protagonisten, der gescheiterte Gastronom Harry Meisel (Götz Kauffmann), versuchte sich darin regelmäßig das Leben zu nehmen. Gerne knüpfte er sich auf, aber stets scheiterte er. Die Serie spielte selbstverständlich in Wien, und wird an dieser Stelle erwähnt, um zu zeigen: Der Tod, der muss nicht nur in den dunkelschwarzen Liedern Georg Kreislers ein Wiener sein, er ist es auch in der Populärunterhaltung. Diesen in seiner Radikalität fast schon religiösen Pessimismus der österreichischen Hauptstädter zelebriert die Neigungsgruppe nun zum dritten und dem Vernehmen nach letzten Mal im Langformat. Mal legt sie ihn wie einen Mantel um Fremdkompositionen: Besonders bei Lana Del Reys „Video Games“ („Video Spü“) wirkt’s wie maßgeschneidert, weil das Laszive des Originals von einem Mantel aus feinster Beklemmung abgedeckt wird, doch auch Nirvanas „School“ funktioniert recht gut als verärgertes Wienerlied. Hervorzuheben sind aber die Eigenkompositionen des Quartetts, in denen die nun einmal schwer zu leugnende Tatsache, dass das Leben stets auf den Tod hinausläuft, angemessen artikuliert wird: „Hier spielt die Band, die nur Abschiedslieder kennt. Keiner kommt hier lebend heraus“, heißt es etwa in „Bar zu den sieben Plagen“. Noch deutlicher wird man in „Alles muss zu einem Ende kommen“: Während es scheppert und knurrt und staubt und rumpelt und hallt, wird genüsslich und blutend gestorben. Bei so viel Schmerz wirkt der so oft als Vergleichsparameter genommene Tom Waits wie einer von den Bay City Rollers.

Key Tracks: „Video Spü“, „Bar zu den sieben Plagen“, „Flugzeug“