Natalie Prass
The Future And The Past
ATO/[PIAS] Coop/Rough Trade
Seventies-Funk, Pop und R’n’B geballt gegen das hässliche Amerika: das zweite Album eines zurückhaltenden Talents.
Vielleicht wird Donald Trump der Welt nicht nur als schlimm frisierter Psychopath in Erinnerung bleiben, sondern auch als Geburtshelfer toller Platten. Denn gerade, als die Amerikanerin Natalie Prass den Nachfolger ihres hochgelobten, nach ihr benannten Debüts aufnehmen wollte, gewann Trump die Wahl. Und Prass? Warf alle Songentwürfe über den Haufen, um ihrem Entsetzen Luft zu machen. Aber, Überraschung: „Short Court Style“, die erste Single ihres Albums THE FUTURE AND THE PAST, klingt gar nicht so passiv-aggressiv, wie Prass auf dem Plattencover guckt – dafür schön funky und Groove-getrieben.
Nimm dies, hüftsteife Patriotenmeute! War auf ihrem Debüt noch zu erahnen, dass Prass ihr Handwerk in Nashville gelernt hat, klingen die Songs auf THE FUTURE AND THE PAST wie verschollene Klassiker aus den Poparchiven der 70er bis 90er. Vor allem das soulige „Sisters“ mit seinem federnden Piano beweist: Ihr Konzept, Songs von klassischer Erhabenheit zu schreiben, ohne sich als Donnerstimmen-Diva in Pose zu schmeißen, geht auch auf, wenn ihre Referenzpunkte Disco-infizierter Pop, R’n’B und Funk sind. Und wenn dann auch noch die Streicher schmachten, wie im fast unwirklich schönen „Hot For The Mountain“, kann man das Rumpelstilzchen im Weißen Haus tatsächlich für ein paar Momente vergessen.