Natalie Merchant

Retrospective 1995-2005

Alternative Folk-Rock: In den 80ern war sie "everybody's darling " eine Zwischenbilanz, die nach Abschied riecht.

Es gab eine Zeit, da war die hippieeske Kindfrau aus Jamestown eine der schillerndsten Figuren des US-College-Rock. Damals sang sie mystische Texte bei den 10.000 Maniacs, war gut Freund mit Michael Stipe und der Liebling der alternativen Musikpresse. Was ihr so zu Kopf stieg, daß sie ihre Band 1994 verließ, um es solo zu probieren undeinnoch größerer Star zu werden. Ein Irrtum, wie sich fünf Alben und zehn Jahre später herausstellt. Denn außer einem Top-10-Album Idem ’95erTiGERlilyI hat die Dame nie wirklich viel gerissen. Dafür war und ist sie zu verquer und unprätentiös. Mit sperrigen Konzeptalben wie dem 98er Ophelia, dem puristischen Folk-EposTHE HOUSE carpenters daughter und dem notorischen Unwillen. Interviews zu geben bzw. ausführliche Tourneen zu bestreiten. Sprich: Merchant war eine echte Diva. Und die serviert auf ihrer Werkschau, die sie vollmundig als“.Zwischenbilanz“ bezeichnet, vor allem behäbiges Midtempo und schmachtende Balladen. Genauer: vier Songs von TIGERLILY. viervon ophelia. drei von motherland und zwei vom sperrigen THE HOUSE CARPENTERS DAUGHTER, das weise auf ihrem eigenen Label“.Myth-Amenca“ erschien. Stücke, die nur dann spannend sind, wenn Madame – wie im Opener“.Wonder“ – mal ein bißchen druckvolleragiert und dem üblichen Pathos eine kräftige Portion Rock entgegenstellt. Ganz anders die Bonus-CD mit 15 raren Tracks. Eine Mischung aus Outtakes, Coverversionen, Live-Stücken, Neuaufnahmen, B-Seiten und Kollaborationen (Billy Bragg, Chieftains), die viel mehr Aufschluß über Frau Merchant gibt als die bekannten Nummern. Denn hier ist sie vielseitig, variabel und mit überraschenden Momenten. Etwa im wunderbar sphärischen „She Devil“ und dem druckvollen „Photograph“, bei dem sie sich von R.E.M. begleiten läßt.

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