Mutemath – Mutemath

Zwischen The Killers und My Chemical Romance ist noch ein bisschen Stauraum frei. Mutemath aus New Orleans klingen auf ihrem Debütalbum nämlich so. als wären sie angetreten, die Schnittmenge dieser beiden Klangwelten zu bilden. Lustigerweise klingen sie dabei dann stellenweise wie Men At Work und Saga nach einem Alternative-Rock-Seminar im Hunsrück, bei dem sie das Sub-Seminar „Modern Alternative Prog“ besucht haben. Aber so ist das nun mal im Pop: Musik für junge Leute ist ein sinnbefreiter Ritt auf den Schaumkronen des Blödsinns, da werden die seltsamsten Dinge plötzlich wieder cool. Die Geschichte von Mutemath geht zurück bis ins Jahr 2001. Damals begannen der in New Orleans beheimatete Keyboarder und Sänger Paul Meany und sein in Springfield, Missouri, ansässiger Kumpan Darren King, sich selbst gebrannte CDs mit musikalischen Ideen hin und herzu schicken. Irgendwann zog King dann nach New Orleans, und die Band nahm Fahrt auf. Ihr erklärtes Ziel war: atmosphärischen Pop-rockzu machen,der den üblichen Gitarrenrahmen sprengen sollte. Stattdessen hantierte man mit alten Samplern, schraubte ausgiebig an obskuren Retro-Elektronik-Cerätenrum, verlor aber dabei letztlich nie aus den Augen, dass man – bitteschon eine amerikanische Rockband bleiben wollte. Genau so klingen Mutemath heute denn auch auf ihrem gleichnamigen Debütabum:Alle Experimente hier werden in Atmosphäre überführt, nichts reifst zu sehr aus, und die Strukturen werden schon mal gar nicht angerührt. Zugute halten muss man der Band somit, dass hier nichts selbstzweckhaft wirkt; alles soll dem Song dienen. Und der will stets den totalen Rock, mit Reibeisenstimme, mit Pathos-Posen, mit Leise-Iaut-Effekten und so weiter. Wem das Gehupe der Killers oder der Schmonz von My Chemical Romanceaufdie Nerven geht, derdürfte sich mit diesem Album ziemlich schwertun: „Typical“ zum Beispiel klingt, als würde Nirvanas „Smelis LikeTeen Spirit“ noch einmal als verkitschter Rockpop im Jahr 2007 nachdekliniert werden: als waren Nirvana nicht Melvins-, sondern Saga-Fans gewesen. Bei „Obsolete“ hingegen handelt es sich um schäumenden Atmo-Prog für die Billardkneipen auf dem Land, bei „Break The Same“ um ein elektronisches Rockmonster, zu dem man schon die Leinwandprojektionen auf der Bühne zu sehen glaubt, und „Chaos“, der pumpende Hit, riecht nach späten Police in derAtmo-Falle und endetmit Engelschören. Heiliger Käse. das hier ist stellenweise so schmierig und fetttriefend,dass manglaubt.es mitechten Wahnsinnigen zu tun zu haben. Irrsinn oder Karrierismus- das ist wohl die Frage bei Mutemath. Und: Ist das dann noch, schon wieder oder gerade eben nicht mehr Emo? Eigentlich ist das aberauch egal. Eins istesaufjeden Fall:Atmo, bis einer weint. VÖ: 27.4 >» www.mutemath.com