Music A.M. – Unwound From The Wood

Es gibt doch das schöne Wort I Shouter. So hießen in den 80er Jahren jene Heavy-Metal-Sänger, die besonders laut und würdelos herumbrüllten. Luke Sutherland, früher bei Long Fin Killie. heute bei Music A.M., gehörte nicht dazu. Aber er hat das passende Gegenstück entwickelt. Er singt nicht, er schreit nicht, er spricht nicht. Das. was er an Vocals absondert, kommt als rhythmisches Flüstern daher. Luke Sutherland ist ein Whisperer. Wie eine Fliege um den Marmeladetopf surrt seine Stimme über die elektronischen Spielereien seiner Kollegen Volker Bertelmann und Stefan Schneider. Was die drei auf ihrem zweiten Album zusammengepfriemelt haben, läßt sich anders nicht bezeichnen denn als kryptisches, kindliches Spiel. Das Ziel des Spiels besteht darin, aus überholten Stilrichtungen etwas Neues, etwas Zeitgemäßes zu schaffen. Postrock und die Elektro-Tüfteleien der Gründerzeit galten ja eine Zeitlang als unheimlich hip. Heute nicht mehr. Mit Recht, wenn man bedenkt, daß die Hörer dieser Genres manchmal erst Tage später wieder aufwachten. Mit solch müden Reminiszenzen im Rücken verwundert es nicht, daß einige Tracks auf unwound from The WOOD zunächst altmodisch klingen: Hier blubbern die Beats noch abstrakt, filigran und monoton. Nach einer Weile allerdings finden sie ihren Rhythmus und geraten ins Grooven. Ähnlich steht es um die Instrumentals: Spartanische Baßläufe, einsame Gitarren und Bläsersätze aus der Retorte schaukeln sich langsam ein und gewinnen an Fahrt. Schließlich kommen sie dem, was man gemeinhin als Struktur bezeichnet, sogar ziemlich nahe. Doch kurz bevor es soweit ist, brechen sie ab. Einen echten Song zu schreiben, das war den drei Avantgardisten dann doch ZU heiß.

www.music-am.de