Mueller-Roedelius

Imagori

Grönland/Rough Trade VÖ: 4. September 2015

Hans-Joachim Roedelius und Chris­toph H. Müller (Gotan Project) zwischen Song und Avantgarde.

Der große Avantgardist Hans-Joachim Roedelius operiert als Elektronik­musiker der ersten Stunde außerhalb seiner Piano-Soloalben gewöhnlich abseits konventioneller Songstrukturen. Christoph H. Müller (Gotan Project), der sich vom Elektropop immer mehr zur Rootsmusik hinbewegte, arbeitet innerhalb des Koordinatensystems Song.

Auf IMAGORI sind die Rollen vertauscht: Roedelius liefert die (meist) melodische Pianomusik und der Melodiker Müller ist hauptsächlich für die Beats zuständig. Die Ernte dieser ersten Zusammenarbeit der beiden ergibt sich aus der Fruchtbarmachung des Niemandslands zwischen Song und Avantgarde. Das hat dann durchaus Höhepunkte: wenn Roedelius in „Origami II“ allein mit drei, vier Noten auf dem Piano Spannung erzeugt, die er endlos repetiert und die von Müller mit funkelnden Downbeats untermalt werden. In „About Tape“ darf Brian Eno, der alte Weggefährte von Roedelius, über das Verhältnis von Musik und deren Aufnahme referieren.

Auf IMAGORI wird der Avantgarde mithilfe der Melodik das höchstmögliche Maß an Zugänglichkeit eingeräumt. Und das hat man selten.