Mudhoney
Vanishing Point
Sub Pop/Cargo
Zeit für Veränderungen? Auch in ihrem 25. Jahr lassen sich die Grunge-Veteranen nicht verführen.
Es gab eigentlich keinen besonderen Anlass und auch keine Enttäuschungen. Warum auch nach wilden Konzertnächten in den Jahren 1989 und 90, nach einer Reihe guter Alben wie EVERY GOOD BOY DESERVES FUDGE …? Aber irgendwann rückten Mudhoney aus dem persönlichen Fokus. Grunge war ja ein bisschen langweilig geworden Mitte der 90er, es gab andere Bands und Genres zu entdecken. Aber wie das so ist mit guten alten Freunden: Da läuft man sich nach einer Ewigkeit über den Weg, und es braucht nur einen Moment, um die alte Vertrautheit wieder aufflammen zu lassen. Damit dürfte klar sein, dass Mudhoney, diese Ursuppe des Grunge, auf VANISHING POINT die Zutaten der altbekannten Klangrezeptur nicht geändert haben. Schwere, verzerrte Gitarrenbreitseiten, Fuzz-Riffs, Schlagzeuggedresche und ein roher Sound prägen weite Teile des neunten Studioalbums der Band. Ohne Vertuschungsversuche zeigt sich das Quartett aus Seattle weiterhin stark beeinflusst von Protopunks wie den Stooges und MC5. Sänger Mark Arm kann immer noch ganz wunderbar den Iggy machen. Dabei sind bei ihm wie dem Rest (die Gründungsmitglieder Dan Peters und Steve Turner sowie der 2001er-Neuzugang Guy Maddison) die Haare recht kurz geschnitten, und anstatt Jeans und Hemden tragen sie auch gerne mal Anzüge während Fotoshootings. Musikalisch aber kommen Mudhoney zumeist hemdsärmelig daher. Ein hartes Alternative-Rock-Brett aber ist VANISHING POINT zum Glück nicht immer. Es gibt mit Psychedelia verschnittene Songs („Douchebags On Parade“), spacige Effekte („In This Rubber Tomb“), eine Orgel und schleppendes Tempo in „Sing This Song Of Joy“ und Vintage-Keyboards im Stil von Billy Preston in „What To Do With The Neutral“. Mudhoney lassen einem also genügend Raum zum Atem holen.