Motorpsycho – Presents The International Tussler Society
Eigentlich wollten sie eine längere Pause einlegen. Nach 15 Jahren und 19 Platten allerhöchste Zeit.Doch daraus wurde nichts: Ihre Plattenfirma wollte das veröffentlichungsfreie Jahr nutzen, um einen überfälligen Rerelease zu lancieren – das 94er TUSSLER-Album, auf dem Motorpsycho mit ein paar guten Freunden ein paar schenkelklopfende Country-&- Western -Nummern zelebrierten. Und das so feucht-fröhlich, dass die Platte zum gefragten Sammlerstück avancierte – und von der Kritik zur besten norwegischen Country-&-Western-Scheibe aller Zeiten gekürt wurde. Was immer das heißt. Letztlich erreichte das Ganze Platz 3 der Charts und gipfelte in einer ausführlichen Tour, bei der gleich noch ein Dutzend neuer Songs entstand. Die tragen denkwürdige Titel wie „The West Ain’t What II Used To Be‘, „Satans Favourite Son und „Highway Zen ‚ und haben wenig mit dem zu tun. was für gewöhnlich mit diesem Genre assoziiert wird. Ganz einfach, weil The International Tussler Society dreckig, rau und ungeschliffen klingen, die Gitarren krachen lassen und sich eher an Steve Earle und Neil Young orientieren als an Garth Brooks & Co. So verzichten sie auf die üblichen Klischees vom amerikanischen Paradies, von Gottes Allmacht und Größe und von Friede, Freude, Farmerleben. Dieses Ensemble, das aus sieben Trondheim-Hillbillies und einem Hund (Laila Lou] besteht, singt auf unverschämt unkonventionelle Weise über Alkohol, Frauen, Freiheit und schiefiwütige Revolverhelden, preist das Cowboyleben als letztes Abenteuer und stößt auch öfters mal in Southern-Rock-, Folk- und Psychedelic-Rock-Gefilde vor. Also: Das hier ist kein seichtes Country-Gedudel mit Allerweltsanspruch, sondern typisches Motorpsycho-Entertainment: frei und visionär. Komische Käuze sind sie schon, diese Norweger, aber extrem unterhaltsam.
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