Morten Harket – Letter from Egypt

Vor zehn Jahren schon sollte Morten Harkets zweite Soloplatte kommen. Aber nach seinem Debüt wild seed 1995 kam erst mal die A-Ha-Reunion dazwischen. Zum Glück, muss man sagen. Denn nicht nur hielt Harkets erstes Soloalbum den Erwartungen nicht stand, sondern die drei Platten der 1998 wiedervereinigten Norweger hatten mit „Summer Moved On“ und „Forever Not Yours“ Songs, die zwar keine Hymnen wie „Stay On These Roads“ und „Hunting High And Low“ waren, aber immerhin an die Kunst von A-Ha, überlebensgroße Popsongs zu schreiben und maximale Hochspannung mit abgründiger Melancholie zu koppeln, erinnerten. Das alles passierte zwar zufällig zeitgleich mit dem 80er Revival, aber hatte nichts mit Retro-Rutsche zu tun: Die Alben waren zeitgemäß produziert und zum Teil sogar indietanzflächentauglich. Nun legt der A-Ha-Sänger das lange verschobene zweite Album nach: Albumtitel und Cover, auf dem Harket in Wüstenkluft neben einer Beduinenfrau und einer Telefonzelle steht, lassen bereits Schlimmstes befürchten. Außer Morten Harkets toller Pop-Stimme und seinem Mut, hoch zu singen, steht er ohne die beiden fürs Songwriting zuständigen A-Ha-Kollegen mal wieder ziemlich doof da. Während der Pop von A-Ha immer handgemachter wurde, bleibt Harket hier bei Drumcomputer und Synthiesounds. Dies kombiniert mit seiner politischen Aufklärungsambition und einem klischierten World-Fimmel ergibt Musik, die anspruchsvoll und reif klingen soll, aber letztendlich nur wie Entspannungsmusik beim Homöopathen dahinplätschert. Die Texte sind erschreckend schwach, es gibt kaum gelungene Hooks. Ein Song wie „Movies“ der beste auf diesem Album, muss von einem Fitzelchen schöner Melodie leben, für die A-Ha nicht einmal die Gitarre aus dem Koffer geholt hätten. Die beiden anderen sollten ihrem alten Kumpel aber nun schleunigst mal einen Besuch abstatten.

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