Moritz Krämer
Ich hab‘ einen Vertrag unterschrieben 1&2
Tapete/Indigo
Einer der besten deutschen Singer/Songwriter widmet sich vertraglich der Liebe.
Bevor Moritz Krämer mit Francesco Wilking höchst erfolgreich die Höchste Eisenbahn bestieg, war er als Songwriter komplett damit überfordert, alle Gefühle und Beobachtungen in seinen besten Liedern unterzubekommen. „Nachbarn“ vom Album WIR KÖNNEN NIX DAFÜR war so ein Stück, da steckte im Wort „Holzspielzeug“ mehr Intensität, als in allen Netflix-Serien über Berlin zusammen.
Als Teil der Eisenbahn lernte Krämer, dass das Storytelling nicht leidet, wenn man etwas Distanz zu den Protagonisten aufbaut und den Liedern ein ungewöhnliches Setting gibt. Seine neue Soloplatte ist zweigeteilt und basiert auf der spielerischen Grundannahme, ein Songwriter erfülle hier zwei Verträge, einen als heißes Talent, einen als Comeback Kid. Diesen Meta-Blick auf ihren Beruf haben zuvor schon kluge Kollegen wie Conor O’Brien unternommen, aber Moritz Krämer will natürlich keine künstlerische Nabelschau betreiben, sondern versuchen, durch diesen Kunstgriff anders über die Liebe zu singen, als Revolverheld das tun.
AmazonMusikalisch unterscheiden sich die beiden Hälften nicht, Krämer und Band spielen Singer/Songwriterpop, der sich angenehm an den Sound internationaler Kollegen von heute (Steve Gunn, Josh Rouse) oder früher (Murray Head, Steve Forbert) orientiert und mit seinen Chören und Streichern stellenweise ganz schön üppig klingt – wobei Krämer noch immer singt, wie an Berliner WG-Küchentischen gesprochen wird, wenn die dritte Flasche Wein geöffnet wird und die Zahl der vernuschelten Silben mit jedem Schluck steigt.