Morcheeba – Dive deep

Vor einiger Zeit, es muss so vor fünf Jahren gewesen sein, machte Paul Godfrey die Probe aufs Exempel. Er bat das Konzertpublikum zur Bewertung der Morcheeba-Alben per Akklamation. Den größten Applaus gab es für big calm, den schwächsten für das damals aktuelle Werk charango. So etwas nennt man wohl einen PR-Fehlschlag. Aber die Fans hatten natürlich Recht. Anfangs war die englische Band gut drauf, interpretierte sie modernen Lavalampensound, ohne musikalische Traditionslinien außer Acht zu lassen. Dann ersetzten die Gebrüder Godfrey ihre langjährige Sängerin Skye Edwards für ein Album durch eine Lady mit kräftigerer Stimme, die mehr nach Grace Slick als nach Unterwassersoul klang. Das war es dann wohl auch nicht. Dieses Mal arbeitet das Duo zum ersten Mal wie ein klassisches Dance-Produzententeam mit wechselndem Gesangspersonal. Schon holt es sich verloren geglaubten Kredit zurück. Sicher, „One Love Karma‘ hört sich nicht nur dem Titel nach wie Massive Attack an, der Song klingt mit Rappern und allem Drum und Dran auch so wie das venerable Kollektiv aus Bristol. Eine entspannt groovende Nummer mit Akustik-Blues-Flair wie „Run Honey Run“ haben uns die Herrschaften schon öfter kredenzt, ist quasi ihr Markenzeichen. Die Idee, eine Französin singen lassen, führt prompt zu einem Ausflug in die Gefilde des Chanson-Pop. So weit diesem Autor erinnerlich, hat sich bisher auch noch kein Dance-Act mit der gerne unterschätzten Sängerin Judie Tzuke eingelassen (sieht man mal davon ab, dass Mylosie vor Kurzem gesamplet hatte). Die reife Dame mit dem polnischen Namen hinterlässt von allen geladenen Gästen den besten Eindruck, verleiht „Enjoy The Ride“ und „Blue Chair“ besondere Ausdruckskraft. Da taucht man mal ganz gerne ein. Wenn man will, auch ganz tief.

>» www.morcheeba.net