Montag – Montag

Deutschpoprock: mit Pauken und Trompeten oder besser Klavieren und Streichern der Funkstille ein Endegesetzt. Endlich.

Die Autorin ist ganz und gar nicht begeisterungsfähig für deutschsprachige Popmusik. Dass Montag es dennoch geschafft haben, sie mitzureißen, liegt an …ja, an was eigentlich? Vielleicht daran, dass sie Montage mag. Und Streicher. Und positive, leichtfüßige Klaviermelodien. Und Gesang, der den Hörer zum Mitsingen animiert und manchmal zum Weinen bringen kann. Vielleichtaber ist es Julian Friedrichs lakonischer und hoffnungsvoller Ton, der in seiner Stimme mitklingt, wenn er, begleitet vom Schluchzen seiner Geige, von scheiternden Beziehungen singt. Oder die Euphorie, frei von der Deutschpop-typischen Kritik, mit der ervon der Enttäuschung der Landflüchtigen überdas Großstadtleben berichtet. Auf Ekstase folgt Ernüchterung: Dem berauschenden „Großstadt“ schließt sich ein leiser Song überdie Ruinen eines kommunikativen Beziehungsdesasters an. Überhaupt scheint das Album eine Art Pathologie des Scheiterns einer Beziehung zu sein, vorsichtig und sensibel in Worte gefasst. Montag nutzen die Sprache als Instrument, das gleichwertig zwischen Dominik Pobots Banjo. Gitarren und Klavier einen Platz einnimmt, aber niemals nach vorn drängt. Ihr letztes Album sender erschien 2005. Vier Jahre sind eine lange Zeit, und die macht sich bemerkbar: alles ist ein bisschen erwachsener und mächtiger geworden. Mit dem neuen Selbstbewusstsein wagten sich Pobot und Friedrich an Udo Jürgens'“Tausend Jahre sind ein Tag“ und verwandeln das Fragespiel in ein Infragestellen- hin- und hergerissen zwischen Melancholie und Tatendrang. Ihre Songs strotzen vor wunderbar kontrastreichen Arrangements und Stimmungen, die von sanfter Zurückhaltung bis zur bombastischen Wall-of-Sound reichen und ebenso gedankenverlorene Tagträumerei („Morgens“), gepfefferte Funk-Rocknummern („Part 2“, „Großstadt“) und leidenschaftliche Apologien („Ruinen“, „Part 3“) umfassen. Dass bei den mitunter acht Minuten langen Stücken keine Langeweile aufkommt, ist dem cleveren Songwriting zu verdanken, das auch progressive Elemente perfekt inszeniert („Nachtfahrt“).

Eindringlich arrangieren die Hamburger krachende mit streichelnden Gitarren und trösten das manchmal etwas schwermütige Klavier mitganzviel Geigenbalsam. Einesoeindrucksvolle Komposition mussausder Federzweier klassischer Musiker stammen, und vielleicht ist es diese Qualität, die die Autorin dazu veranlasst hat, auch die anderen Wochentage in ihrem Kalender zu Montagen zu machen.

VÖ: 30.1.

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