Moneybrother – To Die Alone :: Prince Charming
Wenn es im letzten Jahr eine Platte gab, mit der man jederzeit nach Osnabrück oder Leverkusen durchgebrannt wäre, es wäre BLOOD PANIC gewesen. Das Deutschland-Debüt von Anders Wendin aJias Moneybrother war eine einzige enthemmte Abi-Abschlußparty: zehn zwischen Funk, Soul, Ska und Stadionrock angesiedelte überlebensgroße Gesten einer begnadeten Bühnensau, ein Album, bei dem man panische Angst vor dem Scheitern des nächsten hat. Doch schon das Cover von TO DIE ALONE (Moneybrother vor goldenen Palmen, ein Lämmlein im Arm, den gehetzten Romantic-Loser-Blick gen Himmel gerichtet) legt den Verdacht nahe, daß jetzt endgültig das überinszenierte Melodrama ausgebrochen ist. Die eröffnende Single („They’re Buildng Walls Around Us“) führt zunächst in die Irre: Das ist nun wirklich Disco-Rock, bei dem jeder Party keller brennen müßte. Dann aber geht’s los: „It Ain’t Gonna Work“, eine dieser typischen Moneybrother-Semi-Balladen, setzt den Ton für die nächsten gut 40 Minuten und entführt in ein musikalisches Weihnachtsland voll klingelnder Glöckchen, donnernder Pauken und schmerzender Streicher, das Anders Wendin als gebrochener Prince Charming genußvoll durchreitet. „Blow Him Back Into My Arms“, der beste Song der Platte, ist ein dramaturgisches Meisterstück voller Aufs und Abs, das sich immer wieder hysterisch in die Höhe musiziert. „Nobody’s Lonely Tonight“ wiederum bekommt schon jetzt die Plakette für den Tränenzieher des Jahres. Und just in dem Moment, indem man keine Tränen mehr hat, werden die Zügel wieder etwas gelockert („As I told you no more slow songs“, singt Wendin seiner Liebsten am Ende einer der schmissigeren Nummern entgegen). Unterm Strich hat die Platte alles, was man von Moneybrother will: Pathos, Call-and-Response-Parts mit dem Herrenchor, gewohnt niedlich-holperndes Schwedenenglisch und die erleichternde Gewißheit für den Hörer: Der kriegt es auch nicht hin mit der Liebe. Yes. Sir, Moneybrother ist wieder da. Für TO DIE ALONE hat er sich zwar die Haare gekämmt, aber er trägt immer noch schmutzige Unterwäsche.
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