Modest Mouse
Strangers To Ourselves
Epic/Sony Music
Nach langer Abwesenheit brillieren die Indie-Helden mit einem Feuerwerk an Ideen.
Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Modest Mouse Pausen zwischen ihren Studioalben einlegen. Abgesehen von der veröffentlichungsintensiven Frühphase gingen regelmäßig drei Jahre ins Land, ehe sich die US-Indie-Rocker mit einem neuen Werk zurückmeldeten. Aber acht Jahre, das gab es noch nie! Selbst, wenn man großzügig die Acht-Track-EP „No One’s First And You Are Next“ (2009) als Lebenszeichen einrechnet, bleibt ein gewaltiges Loch. Da könnte man mutmaßen, dass MM den Albumtitel STRANGERS TO OURSELVES tatsächlich auf sich beziehen. Aber in ihren Texten setzten sie sich immer wieder mit Themen wie sozialer Isolation und verlorener Identität auseinander, und so zeigt das Cover diesmal ein Satellitenbild des Venture-Out-Resorts in Arizona. Eine am Reißbrett entwickelte Siedlung von erschreckender Gleichförmigkeit.
Dagegen klingt das Album anarchisch, wild, bunt wie nie in der Bandgeschichte. Klar, die chronische Aufgeregtheit konnten weder die Rhythmen noch der Gesang von Isaac Brock ablegen, aber kein Song gleicht dem anderen. „Wicked Campaign“ spielt mit Flamenco-Gitarren, die sich zwischen Post-Punk-Sounds quetschen, während „Sugar Boats“ einen über die Kirmes jagt. Noch turbulenter geht es im grandiosen „The Ground Walks, With Time In A Box“ zu, dieser Killer-Song ist eine Musik gewordene Hüpfburg. Dagegen verblassen ja selbst die Steeldrums in „Ansel“ und der Quasi-Rap „Pistol“.