Moabeat – Dringlichkeit besteht immer

Es gibt Friseurläden, die haben so Namen wie „Kaiserschnitt“. „Haarmonie“ oder „Schnittstelle“. Das ist genauso schlimm wie puppenlustig und hält ein paar Berliner – respektive Image-Berliner – nicht davon ab, auch ein Späßchen mit Namen zu machen und ihre Hobby-Reimgruppe unter „Moabeat“ laufen zu lassen. So viel Heimatverbundenheit zum Westberliner Arbeiterstadtteil wie nötig, so viel Witzischkeit-kennt-keine-Grenzen wie möglich. DJ Illvibe, Yasha, Monk und Mario nennen sich die „Wer Typen“ (Infozettel), und selbstverständlich glauben wir davon kein Wort, sondern vermuten eher, dass sie den Zivildienst noch als Thorben-Hendnk absolviert und das „Essen auf Rädern“ noch als Malte. Jonas und Sascha ausgeliefert haben, bevor sie dann so richtig wild geworden sind. Okay, zugegeben: Das ist reine Spekulation. Nichts als die traurig-unoriginelle Wahrheit ist aber, dass der Albumtitel Dringlichkeit besteht immer vom letzten Tocotronic-Album geklaut ist, dass hier des Weiteren „vier Typen“ wieder mal die Vokabel „attitude’mit dem Wort „Attitüde“ verwechseln – und dass die Musikindustrie hier im stetig schrumpfenden Marktsegment „Rhythmisches Mundöffnen zu Cuts & Scratches“ auf einen hoffnungslos lahmen Gaul setzt. DRINGLICHKEIT BESTEHT IMMER hat Schlappe Beats, und bei den schnellen Kap-Passagen leidet die Verständlichkeit doch arg. Ein kühler Flow ist was anderes, und Moabeat sind eben nicht die leider verblichenen Eins Zwo, kein Dendemann weit und breit. Was dem Tonträger aber vor allem fehltsorry für den altmodischen Ausdruck, Homies – ist das hier: Seele. Was vom deutschen HipHop übrig bleibt, ist noch nicht ganz raus; ein Track wie „Du machst guten Rap“ (voll gelogen) mit der Textzeile „Ich spiel‘ Murmeln mit meinen Eiern“ leider nicht gelogen aber wird es sicher nicht sein. Word. Moabeat!