Miss Platnum
Benzin Und Glück
Four Music/Sony (VÖ: 14.3.)
Sedierter R’n’B der ehemaligen Balkan-Prinzessin.
Die „99 Probleme“, von denen sie gleich zum Auftakt singt – man wüsste ja doch gerne, welche das denn bitte sein sollen. Denn am Ende des Albums bleibt der Eindruck: Da hat sich jemand gründlich gehäutet und ist mehr als zufrieden damit. Probleme? Von wegen! Ruth Renner nennt sich zwar immer noch Miss Platnum, aber die Kunstfigur mit Hermelinmantel und Balkan-Akzent, die ironisch Jugo-Klischees und ihren Körperumfang feiert – die ist passé.
Miss Platnum singt jetzt auf Deutsch. Der Schritt war überfällig, das hat sie oft gesagt, und er wird hier konsequent musikalisch begründet: Der Sound von GLÜCK UND BENZIN ist modern, synthetisch, frei von Balkanbläsern, extrem aufwendig und gewohnt trittsicher produziert von den Seeed- und Marteria-Machern The Krauts. Die elf Songs umspült eine sedierte Ruhe.
Manchmal sackt sie fast ins TripHophafte, dann klingt Renner wie eine unbekiffte Beth Gibbons. Textlich hält das Niveau nicht immer mit, in „Frau Berg“ oder „Nur die Liebe“ zeichnet sie die Dinge mit der arg breiten Malerrolle, das ist dann eher Hildegard Knef auf Auto-Tune – aber es wäre schade, das dem Rest dieser tollen Platte krummzunehmen.