Mirror’s Edge :: Jagd durch Hochhaus-Schluchten

„Le Parkours“ nennt sich jene von dem Franzosen David Belle begründete und heute als eine Art Trendsport geltende Kunst, bei der es darum geht, unter Überwindung sämtlicher Hindernisse in grauen Hochhaus-Schluchten den kürzesten und effizientesten Weg von A nach B zu finden. Mittlerweile ist die Sportart global so populär, dass sie in Videos von Madonna, 3 Doors Down oder Daft Punk auftaucht: Da will die Gamesbranche natürlich nicht fehlen. „Mirror’s Edge“ ist die bisher stimmigste Umsetzung der „Parkours“-Vorgaben, eingekleidet in eine Spielwelt aus dem Jahr 2020, in der ein totalitäres System seine Bürger überwacht und freie Meinungsäußerung unterdrückt. Gut, dass es die „Runner“ gibt, die geheime Botschaften transportieren und dabei die Kontrolle des Staates unterlaufen. Besser noch, dass das Spiel uns Dreisprung-Laien mit roten Markierungen den besten Weg vorgibt. Actiongeladene Verfolgungsjagden über Dächer, durch Büroräume und an Hauswänden sind die Folge, wenngleich nicht alle Naturgesetze authentisch wiedergegeben werden. Denn das vom Hersteller beworbene „Action Adventure“ ist eigentlich ein „Jump’n’Run“, wie es in der Spielegeschichte bislang kein zweites gibt. Im Gegensatz zu ebenfalls sprungbegabten Actionheldinnen wie „Prince Of Persia“ oder Lara Croft stürzt sich der Spieler in „Mirror’s Edge“ nicht in der Third-Person-, sondern in der Ego-Perspektive über die Abgründe. Das erhöht den Adrenalinspiegel zwangsläufig, zumal man bei gelungenen Sprung-, Kletter- und Gleiteinlagen auch gehörig Geschwindigkeit aufnimmt. Zwar ist die Persönlichkeit der Hauptfigur Faith fast ebenso steril wie die Umgebung und ihre Gegner, atmosphärisch holt „Mirror’s Edge“ nicht alle Sterne vom Himmel. Aber Entwickler, die sich an eine derart frische Spielidee wagen und diese auch stimmig umsetzen, überholen den Großteil der Konkurrenz allein mit ihrem kreativen Mut.

www.mirrorsedge.com