Minor Science
Second Language
Whities (VÖ: 24.4.)
Breakbeat und Techno als Übersetzungshelfer in einem der besten Bass-Alben der letzten Zeit.
Das Spiel mit Sprache, mit Kommunikation und Intentionen ist gerade in der elektronischen Musik so faszinierend. Weil es nämlich meist ohne ein gesprochenes oder gesungenes Wort passiert. Es ist dafür aber mit scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der musikalischen Übersetzung ausgestattet und erlaubt es, viel zu sagen, ohne auch nur einmal zu sprechen.
AmazonDer Brite Angus Finlayson hat sich als Musikjournalist lange mit dieser Transferleistung beschäftigt und Musik als zweite Sprache verstanden und jetzt die Seiten gewechselt. SECOND LANGUAGE, das auf dem britischen Label Whities erscheint, welches sich seit Jahren als Sprachrohr für abseitige Bass- und Techno-Experimente versteht, nutzt dabei Werkzeuge wie Breakbeat, Electronica-Mutationen und Ambient um das Thema Verständigung zu behandeln.
Dabei entstand ein herausragendes Album, das an die Qualität der ersten EPs von Minor Science anknüpft. Im Track „For Want Of Gelt“ zum Beispiel arbeitet sich ein zitternder Bass-Beat ab, während im Hintergrund alles zusammenbricht, aber immer wieder von einer nach vorne drängenden Melodie unterbrochen wird.
Wie britische Bassmusik hier als Dolmetscher für eine Reihe von Genres arbeitet – von Techno bis Ambient – klingt nie wie Stückwerk. Um das Konzept auf den Punkt zu bringen, verwendete Finlayson ein Zitat des irischen Schriftstellers Samuel Beckett, das er für das Cover auf eine Steinplatte gravieren ließ. Es ist die deutsche Übersetzung aus dem Französischen, Becketts Zweitsprache.