Milburn – Well Well Well :: Überraschungsmoment

Sheffield und kein Ende: Nachdem die Veröffentlichung des Debüts der vielversprechenden Little Man Täte (watch out!, sagt der Rezensent) auf Januar verschoben wurde, sind Milburn für diesen Monat wohl oder übel der neue heiße Scheiß aus England, was Indie-Gitarrenrock angeht. Wer im Frühjahr die Arctic Monkeys auf ihrer Europatour gesehen hat, kennt Milburn aus dem VorprogTamm oder vom T-Shirt-Stand (im unfassbar coolen Vintage-Milburn-Shirt mit der orangefarbenen Rückennummer laufen unter anderem die Arctic Monkeys selbst durch die Gegend). Die Erwartungen an das Debüt waren relativ hoch – nun liegt well well well vor und enttauscht nicht. Die Songs bewegen sich häufig offen in der Nähe ihrer „großen“ Freunde („Stockholm Syndrome“, „Last Bus“, „What About Next Time?“), was man ihnen nicht vorwerfen sollte, weil es nicht zuletzt in der ähnlichen Entwicklung beider Bands begründet liegt, well well well ist trotzdem nicht das Ausrufezeichen, das whatever PEOPLE say I AM … war, weil es musikalisch nichts bahnbrechend Neues bietet und die Masse an umwerfenden Hits fehlt. Dass das so ist, macht nichts: Die melodieselige Verspieltheit, die das coole, knackige, straighte Indie-Gewand der Songs durchzieht, offenbart eine sympathische Seite der Musik. „Lipstick Licking“ ist zum Beispiel so ein Song, der erst die britischen Indierock-Klischees hübsch aufzukochen scheint, bis die Akkorde plötzlich abdrehen und in eine hymnische Popwelt entschwinden. In solchen Überraschungsmomenten ist das Album richtig gut; „Showroom“ (Kracher) und „Send In The Boys“ (Oberkracher) zeigen außerdem, dass Milburn auch ordentliche Indie-Disco-Hits schreiben können. Also ist doch alles in Ordnung.

VÖ: 27.10.