Mike Ladd – Nostalgialator
Willkommen in der Nachzukunft! So nennt der New Yorker Mike Ladd die zeitgeschichtliche Epoche, in der er sich und die Menschheit heute wähnt. Jedweder Antrieb für musikalische Innovation liegt für ihn seit dem nicht näher spezifizierten Armageddon brach. Als Instrument der Reizfindung hat er den „Nostalgialator“ entwickelt, mit dem man sich durch die Erlebniswelt der Vergangenheit zappen kann. Entsprechend durcheinander klingt das Album. Der Opener „Dire Straits Play Nuremberg“ ist ein actiongeladener Phonvollrausch über den Trash-Funk-Parcours. „Housewives At Play“ ist wesentlich geradliniger und groovedominanter. Man fühlt sich hier in die Tage von 80s-Funk und George Clinton zurückversetzt. In „Wild Out Day“ hört man den Einfluss dramatisch arrangierter Soundtrack-Musik zwischen James Bond und den „Straßen von San Francisco“. Jazz- und Ambientwelten lotet Ladd in „Off To Mars?“ und im Titelsong aus. Sein Programm beschließt er mit dem Traditional „Sail Away Ladies“, in dem countryeskes Blues-Feeling mit zurückhaltender Elektronik kollidiert. Das ist schon eine extreme Verkettung von Musik. Zudem befindet sich unter all diesen Tracks keiner, der sich für schnellen Konsum eignet. Aufgeschlossen sollte man schon sein, um diese Retro-Revue zu verstehen. Letztendlich sind es aber nicht die Zitate, sondern Ladds überdrehte Paranoia ist es, die sein Album zum Hörerlebnis der besonderen Art macht.
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