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Sin Nombre Prokino

Derber Flüchtlings-Thriller ohne Betroffenheitsklischees

Der Blick des Westens auf die sogenannte Dritte Welt ist häufig idealisierend, moralisierend, mitleidig oder einfach nur überheblich. Das gilt gerade für das Hollywood-Kino, das gerne Botschaften sendet, die letztlich nur die eigene Sichtweise bestätigen. Sin Nombre des US-Regisseurs Cary Fukunaga ist anders und hat trotz aller Thriller-Qualitäten beinahe dokumentarische Züge. Eine junge Frau aus Honduras macht sich mit ihrem Vater auf den Weg in die USA, während juvenile Gangster zum Beweis ihrer Loyalität eben jenen Flüchtlingszug ausrauben sollen. Arme Säue allesamt, die sich nur dadurch unterscheiden, dass sie Gewalt entweder ausüben oder erdulden. Dass Jung-Gangster Casper, gespielt von Edgar Flores, alsbald vom Jäger zum Gejagten wird, gibt Sin Nombre die nötige Würze, dass Fukunaga seine Geschichte lediglich erzählt und nicht aufdringlich kommentiert, sorgt für bildgewaltigen Realismus ganz ohne Betroffenheitsklischees. Das brachte ihm beim letztjährigen Sundance Film Festival den Preis für die beste Regie ein. Eine nachvollziehbare Entscheidung.

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