Mick Harvey

Intoxicated Women

Mute/GoodToGo

Der Nick-Cave-Kumpel legt die vierte Folge seiner Forschungsreise durch das Schaffen des Chanson-Großmeisters Serge Gainsbourg vor.

„Serge, Serge Gainsbourg“, hieß es in der ironischen Hommage der deutschen Popband Ruben Cossani an den berühmt-berüchtigten Chansonnier, „Du redest auf mich ein und singst ein wenig nur.“ Mit sehr viel größerem Ernst geht Mick Harvey die nun schon vierte Folge seiner Aufarbeitung des Gainsbourg’schen Schaffens im Albumformat an.

Für INTOXICATED WOMEN hat der australische Underground-Veteran vornehmlich Duette ins Englische übertragen. Bis auf eine Ausnahme: Gleich zum Einstieg wird das berühmteste all dieser Duette auf Deutsch interpretiert. Aus „Je t’aime… moi non plus“ wird „Ich liebe Dich… (Ich Dich auch nicht)“, den Part von Jane Birkin übernimmt die Berliner Sängerin Andrea Schröder. Aber trotz des respektablen Personals ist der Fremdschämfaktor nicht wesentlich geringer als bei der legendär misslungenen Eindeutschung der Schauspieler Heiner Lauterbach und Sabine von Maydell aus den frühen 90ern. War es die Absicht des Nick-Cave-Kumpels Harvey, nachzuweisen, wie solitär die Begabung Gainsbourgs war, Peinsamkeit zu transzendieren, dann ist ihm dies gelungen.

Im Folgenden benutzt er aber zum Glück wieder die englische Sprache, wendet sich unbekannteren bis vollkommen unbekannten Gainsbourg-Liedern zu und setzt diese mit respektvollem Abstand um. Die schwelgenden Streicher ersetzt Harvey mit akustischen Gitarren, das selbstbetrunkene Pathos durch indie-rockende Nüchternheit. Das tut beiden gut, Gainsbourg und Harvey.