Michael Kiwanuka
SMALL CHANGES
Polydor/Universal (VÖ: 22.11.)
Der Brite wundert sich, dass er überlebt hat. Sein Soul ist sogar noch softpopiger geworden.
Glatte fünf Jahre ist es her, dass Michael Kiwanuka seine Geschichten von Selbstzweifeln und spirituellen Erfahrungen in ein strahlendes Soul- und Gospelalbum überführen konnte, das jeder, wirklich jeder liebte – von den Neo-Soul-Kids, die erst noch Marvin Gaye für sich recherchieren mussten, bis zu den graumelierten Connaisseuren, die Gospel-Rock auf den Spuren von SCREAMADELICA entdecken durften. Und mittendrin beschwor dieser Kiwanuka gleich noch die letzten Tage der Menschheit herauf. Bevor alles den Bach runtergeht, haben die beiden hochwohlgeschätzen Produzenten Danger Mouse und Diplo den britischen Sänger jetzt erneut betreut, und alles ist bestens gelaufen: SMALL CHANGES gehört sicherlich zu den Musikwerken, die man ohne Unterlass vor dem Untergang hören könnte.
AmazonAber erst einmal wundert Kiwanuka sich schon, dass er überlebt hat und katapultiert dieses seltsame Gefühl in einer zweiteiligen Soulpop-Hymne namens „Lowdown“ Richtung Horizont, unten drunter winken schon die Festival-Stadien dieser Welt. Es klingt aber auch wirklich toll, und im Video-Dunkel performt Kiwanuka als Biker, der zum Finale die Räder zu Gitarrensequenzen hochfahren lässt, die von David Gilmour zu Zeiten von WISH YOU WERE HERE stammen könnten.
Und sonst? Die elf neuen Songs, sie sind allesamt weicher und auch etwas geräumiger als die alten, sie fließen nur so dahin, sie bilden eine vollendet von Chören fankierte Softpop-Parade mit klar positionierten Basslinien. „Live For Your Love“ und „Follow Your Dreams“ – es gibt hier zwei weitere Anwärter auf Kiwanuka-Classics, und der „Rebel Soul“ mit diesem Minimal-Music-Piano spukt nur noch so im Kopf herum.
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