Mercury Rev – The Essential Mercury Rev

Wer Mercury Rev mag. muss sich nicht nur im Eskapismus zu Hause fühlen. Er sollte vielmehr mindestens zweimal pro Woche Spafi daran haben, sich darin zu suhlen. Das gilt insbesondere, seit die herrlich verhuschten Burschen aus New Jersey 1998 ihr fabulöses Album deserter’s SONGS aufgenommen haben und mit ALL IS dream noch ein Zuckerwatte-Gebinde nachlegten. Und diese Grundeinstellung ist auch hilfreich, wenn man, das Herz und die Ohren voran, durch die Werkschau THE essential mercury rev (stillness breathes 1991-2006) segelt. Man kann den Alltag nicht negieren, aber mit einer schönen Akkordfolge immerhin sehr bewusst und sehr vorübergehend ausblenden. Jonathan Donahue und sein Songwriter-Kompagnon Grashopperwissen das, und deshalb falsettiert der eine nach Stimmbandkräften, der andere baut weiche Gitarrenbettchen im Akkord. In „The Dark Is Rising“, in „Holes“ und in dem prächtigen Vogel „Goddess On A Highway“ herzzerreißend, wie der sterbensschöne Schwan seinen Bürzel leicht schwuchtelig im Seerosenteich der Befindlichkeiten badet. Weniger gefühlig, aber nicht minder interessant ist die zweite CD der Retrospektive geraten. „I Don’t Wanna Be A Soldier“ betont die psychedelischen Momente im Schaffen von Mercury Rev; mit „Lucy In The Sky With Diamonds“ setzt der Lennon-Verehrer Donahue den Beatles ein Denkmal, und mit „Delta Sun Bottleneck Stomp“ gerät die Band in die Fänge der Chemical Brothers. Das Klangergebnis dieses Remixes wäre nicht unbedingt nötig gewesen, ist aber beim Skippen auch schnell wieder vergessen. „Bands, those funny tittle ptans, that never work quite right“. singt Jonathan Donahue in „Holes2. und das ist eine so goldene wie schöne Erkenntnis. Auf zum nächsten Seerosenteich.