Membranes
What Nature Gives… Nature Takes Away
Cherry Red/Rough Trade (VÖ: 7.6.)
Ein langer Brocken mit Postpunk-Experimenten über das Ende der Natur.
Die Membranes aus dem englischen Ferienort Blackpool waren schon immer eine seltsame Band. Gegründet 1977, nahmen sie die Zerstörung der traditionellen Rockstrukturen schon immer ernster als die anderen Punk-Kasper: Die Gitarrenmusik der Membranes klang freier, hatte mehr Ecken und Lärmeskapaden – und wurde dementsprechend von den No-Wave-Pionieren in den USA sehr geschätzt, allen voran von Sonic Youth.
AmazonAnfang der 80er-Jahre waren die Membranes dann die erste Band, die einen Vertrag bei Alan McGees neuem Creation-Label bekamen, jedoch fehlte dem Chef damals noch das Wissen, dass man ein wenig Geld benötigt, um eine Gruppe ins Wachsen zu bringen.
Die Membranes strandeten, Creation wurde erst später zum Indie-Giganten. In den folgenden Jahren entwickelte die Band eine ganz eigene Variante von störrischem Avantgarde-Indie-Pop. Die besten Songs hätten Hits sein können, jedoch schossen sich die Membranes gerne mal selbst ins Knie. Kein Wunder, dass der Deutsche Phillip Boa ein großer Bewunderer der Briten ist.
1990 löste sich die Band auf, Sänger John Robb begann eine neue Karriere als Moderator und Autor, sein Online-Mag „Louder Than War“ lief so gut, dass es zu einem Printprodukt wurde – heute ist es die Lieblingszeitschrift derjenigen, die den „NME“ vermissen, wie er früher einmal war. Im Windschatten dieser Erfolge kehrten auch die Membranes zurück, 2015 erschien mit DARK MATTER/DARK ENERGY eine ordentliche Reunion-Platte, nun folgt die nächste, eine Art Konzeptalbum über die Schönheit der Natur – und wie wir Menschen sie zerstören.
Wie immer klingt die Band unbequem, der Sound rumpelt und wankt, auf Schönklang mit Streichern folgt ein kaputter Großstadtblues, John Robb faucht und leidet, fordert und brüskiert. „The 21st Century Is Killing Me“ heißt ein besonders perfides Stück, eine Hymne für Leute, die keinen Bock auf die Gegenwart haben und sich von der Zukunft nichts erwarten. Die Generation „No Future“ wird bald 60!