Melodien für Millionen

Unter Musikjournalisten ist Tapete Records etwas verschrien als ein Label, das alles unter Vertrag nimmt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Einerseits deutet sich da natürlich ein bißchen fehlende Qualitätskontrolle an, andererseits haben die Hamburgerauf diese Art schon etliche unbeaufsichtigte Bands aufgelesen, die viel zu lange auf einen Plattenvertrag warten mußten. Und damit wir das auch gelegentlich wertschätzen, versorgt Tapete uns in unregelmäßigen Abständen mit Labelfamilienalben, die dann übervoll mit 19 Stücken einen Überblick verschaffen über (fast) die komplette Verwandtschaft. Da gibt es dann Feines von Erdmöbel und Samba, Belangloses von Maplewood und Wolke und Verzichtbares von Gansh und Kolkhorst zu hören. Labelchef Dirk Darmstaedters „Coming Up For Air“ ist funktionale Popmusik. Anajo rücken mit „Vorhang auf“ einen ihrer besten Songs raus, und Missouri machen in „This Is A Robbery“ auf sexy Discopop. Höhepunkt ist ohne Frage der US-Einkauf Downpilot mit betörendem Songwriter-Pop, wie ihn die Deutschen halt dochwiedernicht hinbekommen. Freundlich und geschmeidig ist hier alles, auch Mittelmäßiges ist nett und besser als Radio allemal. Schließlich – auch da dürften sich die Musikjournalisten einig sein – ist Tapete auch ein sehr sympathisches Label. Wo einer wie Niels Frevertaus dem Satz“.Ich habe ernsthafte Zweifel an deiner Einsatzbereitschaft für die „gemeinsame Sache“ einen schwungvollen Refrain macht, kann man sich schon wohl fühlen.

www.tapeterecords.de