Mattiel
Satis Factory
Heavenly/PIAS/Rough Trade (VÖ: 14.6.)
60s-Party mit Trotz und Herz.
Neulich lief im Radio „Keep The Change“, die Single des zweiten Albums von Mattiel, und was daraufhin in der Küche, in der das Gerät stand, geschah, lässt sich schwer nacherzählen. In etwa schien es so, als würden den Tassen Flügeln wachsen, als tanze das Besteck in der Schublade, schmiegten sich die Teller enger aneinander, rieselte der Staub von ganz alleine vom Regal. „Keep The Change“ ist ein magischer Song, voller Energie und gleichzeitig voller Verzweiflung. The Supremes haben früher solche Songs aufgenommen, vor einigen Jahren gelang Basia Bulat eine ganze Platte mit Liedern dieser Art, nun gelingt Mattiel dieses Kunststück.
AmazonEs ist die zweite Platte der Sängerin und Songwriterin aus Atlanta, das Debüt war ein Versprechen, SATIS FACTORY hält es ein. Es gibt stampfenden Geisterblues wie aus der Stereoanlage von Nick Cave, Tänze wie aus einem Tarantino-Film, französischen Beat, Nancy-Sinatra-Momente, Country-Twang und bei „Millionaire“ einen Chor, der seine Ba-ba-ba-ba-baaas bei Nico & Velvet Undergrounds „Femme Fatale“ klaut.
Doch Mattiel ist weit mehr als eine kluge Copycat: Der Trotz in ihrer Stimme zeugt davon, dass es bei aller Coolness und allem Selbstbewusstsein einen Krieg zu gewinnen gilt.