Matmos – The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast

Matmos alias die spinnerten Typen aus Frisco, die man kennt, weil sie Björk beim Geräuschemachen helfen, haben ebenso einen an der Waffel wie Mathew Herbert. Und wie ihr britischer Bruder im konzeptionell und abstrakt denkenden Geiste veröffentlichen Matmos im Mai 2006 ein Album, das als ihr bislang „zugänglichstes angepriesen wird. Nun, „zugänglich“ bedeutet: Da kommt man leichter rein. Aber was. wenn man drin ist? Menschen, denen experimentelles Musizieren nicht liegt, in denen allenthalben eine neue Ebene aufgemacht wird, die ohne sechs Semester in angewandter und kopfgesteuerter Popmusik und mindestens zwei Seminaren zur E-Musik oft gar nicht betreten werden kann, sollte im eigenen Interesse der Zugang auch zu The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast verwehrt bleiben. Die konzeptionelle Idee in diesem Fall ist die: Drew Daniel und Martin Schmidt haben zehn von ihnen verehrten Persönlichkeiten „Sound Portraits“ gewidmet, deren stilistischer Querverweis auf die Gehuldigten nur in knapp der Hälfte der Fälle konkret gedeutet werden kann: König Ludwig II. von Bayern bekommt einen „Wagnerian slapstick“ gewidmet, Musikproduktions-Pionier Joe Meek einen „surf twang“, William S. Burroughs eine „Arabic ragtime psychedelia“ – Pistolenschuß inklusive. Über die stilistische Zuweisung des jeweiligen Porträts hinaus gibt es weitere unzählige Verknüpfungen mit den hier Verehrten (u.a. Wittgenstein, die Autorin Patricia Hightsmith, Garage-House-DJ Larry Levan, Künstler und Schwulen-Kultfigur James Bidgoodl. Sie reichen vom Studiobesuch von Highsmiths Lieblingstieren, Schnecken, die hier durch ein lasergesteuertes Theremin ihren musikalischen Beitrag leisten, bis hin zu Daniels Schmerzensausruf als Basis für das finstere „Germs Burn For Darby Crash“. Warum er so schreit? Weil er von Germs-Schlagzeuger Don Bolles eben einen „Germs Burn“ bekommen hat: eine Art Bandenzeichen, bei dem eine Zigarette und eine Handinnenfläche eine wichtige Rolle spielen. Sag ich doch: Die haben einen an der Waffel! Sehr gerne würde man zu The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast noch weitere Geschichten der beiden Soundsammler erfahren; und auch die Tatsache, daß hier unter anderem Björk, Antony und das Kronos Quartet mitwirken: „aber interessant“ (Wolf Haas). Doch auch ganz ohne Informationen zum Schaffensprozeß ist The Rose Has Teeth In The Mouth Of A Beast mindestens ein großes Abenteuer in fremden Welten. Sternchenwertung: ausgeschlossen!

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