Maruan Paschen :: Kai. Eine Internatsgeschichte
Nein, hier werden keine Freundschaftsbünde für die Ewigkeit geschlossen wie in Erich Kästners „das fliegende Klassenzimmer“. Wenn es mal Freundschaft zu geben scheint, auf distanzierte Weise, verschwindet der eine Freund bald. Hier wird der Sadismus der Autoritäten auch nicht durchbuchstabiert wie in Robert Musils „Zögling Törleß“. Trotzdem scheint er durch. Das sexuelle Erwachen geht nicht so saftig vonstatten wie in Hermann Hesses „Unterm Rad“, aber es spielt eine gewisse Rolle.
Kurzum: Die „Internatsgeschichte“ des 1984 geborenen Maruan Paschen ordnet sich schon ein in das Genre der Internatsliteratur, aber ist dabei tastender, vorsichtiger als all jene Bücher, die ihr Urteil über die Institution schon gefällt haben. Das gilt auch für die Struktur und den Stil des Buches, was der Lektüre durchaus guttut, weil sie dadurch von der Suche nach dem Skandalträchtigen befreit ist, die seit den Schlagzeilen um die Odenwaldschule beim Thema Internat mal mehr, mal weniger mitschwingt. Es sind Tagebucheinträge eines sensiblen Jungen, der nichts mit dem bedrohlichen Metzgerssohn am Hut hat, aber auch zu den anderen meist auf Abstand geht.
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