Martha Wainwright – Martha Wainwright
Man wird ja wohl auch mal über Äußerlichkeiten sprechen dürfen: Während Suchtcharakter und Genie Pete Doherty im Baby-Shambles-Video zu „Fuck Forever“ bereits aussieht wie ein Untoter, singt Rufus Wainwright im uralten Stück „April Fools“ ganz zu Recht „I’m such a prince“. denn er steht in der Prettyness-Skala ganz oben. Irgendwo dazwischen: Rufus‘ Schwester Martha, deren Debüt Martha Wainwright schon eine ganze Weile als Import zu haben war und nun auch hier offiziell erscheint. Leute, die seltsamerweise schon bei Rufus-Wainwrightund Antony-Platten kurz mal das Zimmer verlassen mußten und dann auch nicht mehr wiederkamen, haben vor Marthas Album ein bißchen Angst: Wird sie singen wie Rufus als Frau? Wird so viel Stil auf einmal mich nicht auf Jahre hinaus berufsunfähig machen? Nein, nein: Marthas Stimme ist glasklar, zart, flamboyant, ernst und vitriolisch zugleich, und die von der Auslandspresse bemühten Vergleiche schlugen ob dieses Variantenreichtums ja auch alle eher fehl: Tori Arnos? PJ Harvey? Patti Smith? Laura Nyro gar? Nicht wirklich. Blues, Folk, Country und Songwriter-Pop sind für ein lebenslanges Mitglied der eitlen Familie Wainwright erwartungsgemäß kein Widerspruch, und den fast schon obligatorischen Haß-Song für den neidvollen Vater Loudon Wainwright III gibt es mit „Bloody Mother F***ing A**hole“ dann auch: „I will not pretend/ I will not put on a smile / I will not say Im all right for you/When all I wanted was to be good.“ Wollen wir bloß hoffen, daß dieses Album nicht in der Rubrik „Starke Frauen“ bei den Fernsehzeitschriften landet. VÖ: 21.10.
www.marthawainwright.com
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