Marsimoto
KEINE INTELLIGENZ
BMG/Warner (VÖ: 20.4.)
Das dauerbreite Alter Ego von Rap-Star Marteria sagt Adieu.
Als Marteria das Ende von Marsimoto ankündigte, gab es keine offizielle Erklärung, warum der Rapper sein maskentragendes Alter Ego beerdigte. An fehlendem Erfolg kann es nicht gelegen haben, vielleicht eher daran, dass sich der dauerbreite Marsimoto nicht mehr so recht ins mit den Jahren immer familienfreundlicher gewordene Image seines Schöpfers fügte. Wenn dem so war, dann hört man das KEINE INTELLIGENZ nicht an.
Wenn er sich in „Abbey Road“ mit dem eigenen Abschied auseinandersetzt, zieht er zwar Vergleiche zu den Beatles, gesteht aber nicht, wer jetzt Yoko Ono war, und zum Abschluss des Albums in „Greenstar“ sagt er einfach Tschüß: „Mehr hab ich nicht zu sagen: Ich bin Marsi, ich bin Mar ten.“ Bis dahin alles beim Alten: In gewohnt hoch gepitchter Stimme geht es vor allem wieder detailliert um alles, was mit Drogen zu tun hat, von der Beschaffung bis zu den Erfahrungen: „Alles ballert, Raum und Zeit verschallert.“
In dieser Schwebe sagt Marsimoto Adieu, und wir werden dann mal sehen, ob wir ihn vermissen
Sonstige Themen sind der Einfluss der Technik auf das menschliche Leben, der Klimawandel oder das Ende der Welt, aber jeder Ernst wird gebrochen durch Kifferlogik und Sparwitze („Der Einäugige unter den Linden“). Das war ja auch immer die Stärke von Marsimoto, dass Marteria in Rollen schlüpfen und Absurditäten zulassen konnte, die der authentizitätsfixierte Rap sich sonst nicht leisten konnte.
Nur gelegentlich wird an gedeutet, dass die lustig quäkende Kunstfigur aus der Zeit gefallen sein könnte. „Tut mir leid, kann nicht so sein, wie ihr mich gern hättet“, stellt Marsimoto, unterstützt von den Gaststars Sido und Marteria (!) fest, „manche sagen Verlierer, manche sagen Urban Legend.“ In dieser Schwebe sagt Marsimoto Adieu, und wir werden dann mal sehen, ob wir ihn vermissen.
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