Marla Hansen
SALT
Karaoke Kalk/Indigo (VÖ: 12.4.)
Die Singer/Songwriterin springt aus der Pandemiestille direkt in ein elektronisches Bällebad.
Auf ihrer 2007 veröffentlichten Debüt-EP WEDDING DAY taucht ein gewisser Sufjan Stevens als Sänger und Pianist auf. Die Liste der Musiker:innen, die Marla Hansen wiederum als Sidewoman unterstützte, reicht von Kanye West bis zu Jesca Hoop. Zusammenarbeit stand in großen Lettern über vielen Arbeiten der in Berlin leben den US-Musikerin. In den Monaten des Corona-Lockdowns musste Hansen dann umdenken, sie begann sich mit Synthesizern und elektronischer Produktion zu beschäftigen, eher aus der Not geboren und autodidaktisch angelegt und mehr einem Gefühl des Gefangenseins als einer befreienden Idee verpflichtet.
AmazonDass direkt der erste Song auf Hansens zweitem Fulltime-Album SALT einem üppig orchestrierten Ausbruch aus der Stille gleichkommt, ist die schönste Wendung auf dieser Sammlung durchweg schöner Songs und Soundmalereien. Für „Chains“ hat die Singer/Songwriterin, die Bratsche, Violine, Piano und Gitarre spielt, einen Sprung in ein elektronisches Bällebad genommen, und das fühlt sich weich und warm an. Bass, 808-Snare und Hansens Stimme setzen die Signale: Kinder, lasst uns eine Hymne spielen! Es geht aber auch anders auf diesem Album: „Dresden“ beginnt als Kammerpopmusik, „The One Time“ (mit DM Stith) als onomatopoetisches Gesangsspiel, der Titelsong hüllt uns in eine große Klangwolke.
Am Ende waren dann doch ein paar Gäste mit von der Partie: Komponist und Produzent Simon Goff etwa, Drummer Andi Haberl (Notwist). Hansen versteht es, die Stimmungen aus den Pandemiemonaten in wild flackernde Kompositionen zu tragen, das verleiht der Platte einen überraschenden Drive, das Meer als Fluchtpunkt in der Ferne, das Salz in der See – oder in den Tränen der Einsamkeit.
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